China öffnet den Zugang zur eigenen Währung nur sehr vorsichtig. Mit der Unterzeichnung eines zentralen Währungsabkommens mit Peking erhält die Schweiz ebenfalls einen der begehrten Zugänge. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) darf damit künftig bis zu zwei Milliarden Franken ihrer Fremdwährung in Renminbi-Papieren anlegen.
«Es ist für beide Länder ein grosser Schritt», sagt SNB-Präsident Thomas Jordan gegenüber SRF. Er hat heute in Peking ein entsprechendes sogenanntes Swap-Abkommen unterzeichnet.
Im Interesse der Währungspolitik
Das Abkommen bringt laut Jordan handfeste Vorteile nicht nur für das Prestige des Schweizer Finanzplatzes, sondern auch für Exporteure und Importeure. Sie können ihre Rechnungen in Renminbi künftig über ihre Hausbank in der Schweiz begleichen und müssen dies nicht mehr über eine fremde Bank im Ausland tun.
Aber auch die Nationalbank selbst profitiert laut Jordan vom bilateralen Abkommen, kann sie doch einen kleinen Teil ihrer Fremdwährungsreserven in Renminbi-Papieren in China anlegen: «Wir sind zum Schluss gekommen, dass das im Interesse der Schweiz ist.»
Noch ist der «Renminbi-Hub» nicht Realität
Das Gerangel unter den europäischen Finanzplätzen um den Renminbi-Markt ist gross. Alle möchten sie möglichst zu einer Drehscheibe für diese Währung werden. In den letzten Wochen konnte man den Eindruck bekommen, als ob London oder Frankfurt die besseren Karten hätten.
Doch Jordan gibt sich überzeugt, dass die Schweiz den Zug noch nicht verpasst hat. Es sei wichtig, sich auch in Richtung Renminbi zu entwickeln. In Gesprächen erfahre er immer wieder das grosse Interesse Chinas an der Schweiz: «Sie sehen uns nicht als kleines Land, sondern als Land, das auf Augenhöhe mit den Chinesen spricht.»
Die Schweizerische Bankiervereinigung, die lange auf ein solches Swap-Abkommen mit China gedrängt hatte, reagiert entsprechend erfreut. Sprecherin Daniela Flückiger betont, dass es in Europa Platz für mehrere «Renminbi-Hubs» habe. Ungeachtet der Hubs in Hamburg oder Paris habe die Schweiz viele Vorteile auch für China und viele Möglichkeiten, dort interessante Geschäfte zu tätigen. Hans-Peter Portmann, Zürcher Nationalrat und Vize-Präsident des Zürcher Bankenverbands: «Das ist ein erster grosser Schritt in Richtung eines Renminbi-Hubs für Zürich.»
Gesucht: Chinesische Bank
Als nächstes müsste sich dazu nun aber eine chinesische Bank in der Schweiz niederlassen – als weiteres Scharnier zwischen dem schweizerischen und dem chinesischen Finanzplatz. Wenn sich eine chinesische Bank in Zürich ansiedeln würde, hätte das bedeutende Auswirkungen auf die Realwirtschaft. Portmann: «Wir rechnen damit, dass dann viele kleinere chinesische Unternehmen nach Zürich kommen würden.»