«Wir sind ein Frauenbetrieb», erzählt die Konzernchefin Annemarie Widmer auf einem Rundgang durch die Konfektionsabteilung von Louis Widmer in Schlieren. Zwei Drittel der Angestellten seien weiblich. Weshalb? Annemarie Widmer lacht: «Weil sie flinker sind.» Mit einer Ausnahme: Olcay Dagdelen. Der 24jährige Mann faltet ruckzuck die rosarote Kartonpackung zusammen, steckt eine Flasche mit Körpermilch rein und einen Beipackzettel. «Ich mache es auch gut, ich bin auch schnell», meint Dagdelen mit einem Schmunzeln.
Seit seiner Geburt leidet Olcay Dagdelen an einer Kiefer-Fehlbildung, sowie an einer Fehlfunktion der Hypophyse, also der Hirnanhangsdrüse. Deshalb bezog er bereits als Kind eine Invalidenrente. Auf dem Arbeitsmarkt hatte er deshalb schlechte Voraussetzungen. Louis Widmer gab ihm jedoch eine Chance. Und so konnte er Schritt für Schritt in der Arbeitswelt Fuss fassen. Heute arbeitet er voll, erhält Lohn und bezieht auch keine IV-Rente mehr.
Beitrag an die Firmenkultur
Louis Widmer integriert nicht nur Olcay Dagdelen in den Arbeitsmarkt, sondern auch noch zwei weitere Mitarbeiter. Für diesen sorgfältigen Eingliederungsprozess und die soziale Verantwortung wurde der Familienbetrieb nun mit dem «This-Priis» 2015 ausgezeichnet.
Der «This-Priis» wird seit zehn Jahren an Zürcher KMUs vergeben. Bisher haben ihn 26 Unternehmen in der Region erhalten. Er geht an Firmen, die Arbeitnehmer mit eine Handicap integrieren und für ihre Arbeit auch entlöhnen. «Solche Integration fördert auch die Firmenkultur in den Unternehmen», sagt «This-Priis»-Vereinspräsident Martin Widmer.