Kaum eine Behörde stand in den letzten Monaten so stark in der Kritik, wie die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde des Kantons Zürich. Bürokratisch und zu teuer seien die neuen KESB-Stellen, hiess es.
Profis statt Laien
Die 13 neuen, professionellen und interdisziplinären Vormundschaftsbehörden ersetzten vor zwei Jahren die 171 Laiengremien in den Gemeinden. Nicht zuletzt der «Fall Bonstetten», in dem ein 5-jähriger Junge von seinem eigenen Vater getötet worden war, hatte die Grenzen der Laienarbeit in diesem anspruchsvollen Bereich aufgezeigt. Fachleute haben nun die Arbeit der neuen KESB genau unter die Lupe genommen und stellen der Behörde ein gutes Zeugnis aus. Arthur Helbling, Leiter des kantonalen Gemeindeamtes, sprach am Dienstag vor den Medien von einem «Mehrwert für die Betroffenen». Die Qualität der Betreuung habe sich mit dem neuen Modell verbessert.
Ruedi Winet, Präsident der Zürcher KESB, erwähnte den Mehraufwand seit der Neuausrichtung. Das liege vor allem an der verstärkten Zusammenarbeit unter verschiedenen Stellen und an der hohen Zahl an Gefährdungsmeldungen. Welche Kosten die neuen Behörden tatsächlich auslösen, das können die Fachleute noch nicht gesamthaft beurteilen. In zwölf Gemeinden sind sie leicht gestiegen, in anderen leicht gesunken.
Gemeinden klagen über zu wenig Mitsprache
Trotz dieser guten, ersten Bilanz sind die Kritiker nicht verstummt. Vor allem die Kritik an der fehlenden Mitsprache der Gemeinden. Grundsätzlich ist es so, dass die KESB entscheiden und die betroffene Gemeinde zahlt. «Wir wollen mitreden», sagt der Gemeindepräsident von Oberstammheim und FDP-Kantonsrat Martin Farner gegenüber Radio SRF. Die KESB hat ein offenes Ohr für das Anliegen und prüft nun, wie die Zusammenarbeit mit den Gemeinden institutionalisiert werden könnte.