Lieben Sie grosse Oper mit bunten Kostümen und üppigen Kulissen? Dann wird Ihnen der neue Macbeth im Zürcher Opernhaus nicht gefallen. Regisseur Barrie Kosky inszeniert Giuseppe Verdis Drama als karges Kammerspiel in Schwarzweiss.
Schlicht, aber raffiniert
Da gibt es keinen Wald und keine Hexen, keine Nebelschwaden und keine blutverschmierten Dolche. Auf der Bühne führt ein endlos langer Gang ins Nichts. Zwei Stühle, ein paar schwarze Raben und eine sehr raffinierte Lichtregie, mehr brauchen Kosky und sein Bühnenbildner Klaus Grünberg nicht.
Der griechische Dirigent Teodor Currentzis ist ein Glücksfall für diese Inszenierung. Er lotet die altbekannte Musik genau aus, er schärft die Akzente, lässt die Streicher ganz gezielt mit Vibrato den Klang anwärmen oder einfrieren, er treibt vorwärts oder lässt die Musik stehen, so dass nur noch das laute Schnaufen, ein Keuchen fast, übrig bleibt. Ebenfalls ein Glücksfall ist das mörderische Ehepaar. Tatjana Serjan als Lady Macbeth hat die Schärfe und den Mut zur Hässlichkeit, die sich schon Giuseppe Verdi für diese Partie wünschte. Und Markus Brück ist ein Macbeth, der alle Facetten vom rabenschwarzen Mörder bis zum kindlichen Feigling aussingen und ausspielen kann.
Sehr gut besetzte Nebenrollen und ein sehr präsenter Chor machen das musikalische Erlebnis perfekt. Aber wie gesagt: Wer grosses Ausstattungstheater erwartet und schätzt, der wird in diesem Macbeth nicht glücklich.
(fanc/frip; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17.30 Uhr)