Mit der Spitalliste 2012 hat Zürich als erster Kanton in der Schweiz Mindestfallzahlen für medizinische Eingriffe festgelegt. In ihrem am Freitag publizierten Bericht zieht die Gesundheitsdirektion nun eine positive Bilanz. Die Qualität habe zugenommen, denn grundsätzlich gelte: Mehr Operationen steigerten die Qualität der Behandlungen und senkten das Risiko, dass bei einem Eingriff Fehler passierten.
Die Mindestfallzahlen haben in den letzten vier Jahren zur gewünschten Konzentration der spezialisierten Leistungen auf weniger Spitäler geführt. Ausserdem ist die Sterblichkeit laut Gesundheitsdirektion bei Behandlungen mit Mindestfallzahlen mehr als doppelt so stark gesunken wie bei Behandlungen, für die noch keine Mindestfallzahlen gelten. Und auch die Kosten konnten dank Mindestfallzahlen begrenzt werden: Diese sind rund dreimal weniger stark gestiegen als in den Bereichen ohne zahlenmässige Vorgaben.
Mindestfallzahlen erhöhen und ausweiten
Bislang sind Mindestfallzahlen für 29 verschiedene stationäre Eingriffe festgelegt worden. Zum Beispiel für Prostataentfernungen, Lungenkrebsbehandlungen oder spezielle Wirbelsäulenoperationen. Noch keine Vorgaben gibt es etwa für die operative Behandlung von Brustkrebs. Die Mindestzahl wurde bei der Einführung bewusst tief angesetzt: Bei 26 der 29 Operationen, für die es Mindestfallzahl-Vorgaben gibt, sind jährlich lediglich 10 Fälle vorgeschrieben.
Internationale wissenschaftliche Studien und Mindestfallzahl-Vorgaben in anderen Ländern zeigen jedoch, dass es sinnvoll wäre, Mindestfallzahlen für weitere Behandlungen einzuführen beziehungsweise die Mindestfallzahlen zu erhöhen.
Die Details
Der Kanton Zürich geht deshalb nun einen Schritt weiter und plant, die Mindestfallzahl bei einigen Behandlungen zu erhöhen, beziehungsweise Mindestfallzahlen für neue Bereiche einzuführen. Geprüft wird ausserdem, ob bei gewissen spezialisierten Behandlungen auch Mindestfallzahlen pro Operateur festgelegt werden sollen.
Ein «Ja, aber...» bei den Spitälern
Als der Kanton Zürich das System eingeführt hat – als erster Kanton der Schweiz – standen viele Bedenken im Raum. Und Ängste, dass gewisse Spitäler in diesem Konzentrationsprozess untergehen könnten. Heute sei das System gut akzeptiert, weiss Daniel Kalberer, Geschäftsleiter des Verbandes der Zürcher Krankenhäuser. «Wenn der Kanton nun die Mindestfallzahlen weiter entwickelt, dann macht das Sinn, aber er muss mit Augenmass ans Werk.»
Mit dem Ausbau der Mindestfallzahlen wird es erneut Spitäler geben, die gewisse Bereiche abgeben müssen. Kalberer sieht diese Entwicklung aber in erster Linie als Chance für die Spitäler und nicht als Gefahr.