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Eine Frau mit halblangen, weissen Haaren sitzt vor einem Mikrofon
Legende: Die Zürcher Videokünstlerin Ursula Biemann ist weltweit bekannt für ihre politischen Dokfilme. srf

Zürich Schaffhausen «Mit Videoarbeit Grenzräume ausloten»

Die Zürcher Videokünstlerin Ursula Biemann macht keine gewöhnlichen Dokumentarfilme. Sie greift globale Themen wie Migration oder Klimaveränderung auf, geht vor Ort und bietet mit ihren Filmen den Menschen eine Plattform, um sich mitzuteilen.

Ursula Biemann bezeichnet sich selbst als «embedded artist», eingebettet und umgeben von den Menschen und den Themen, die sie im Fokus hat, wenn sie einen ihrer Dokumentarfilme realisiert. Ihre Rolle wurde ihr während des Golfkrieges 2003 erst richtig bewusst, als viele Journalisten als «embedded Journalists» über das Kriegsgeschehen berichteten.

Sie selbst war zu dieser Zeit im Kaukasus und machte Aufnahmen über den Verlauf der Ölpipeline zum Mittelmeer. «Ich realisierte, dass meine Arbeit vor Ort derjenigen der Journalisten gleicht», sagt Ursula Biemann im Interview mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Oft müsse sie verdeckten Journalismus betreiben, wenn sie von brisanten politischen Themen Filmaufnahmen mache.

Migration, Globalisierung und Klimaveränderung

Die 60-jährige Zürcherin ist oft auf Reisen. In ihren Arbeiten greift sie die grossen Themen auf, die weltweit Schlagzeilen schreiben. Aber ihr Blick ist ein anderer als derjenige der Medien. Ursula Biemann geht in ein palästinensisches Flüchtlingscamp und lässt die Flüchtlinge sprechen, sie wandert mit der Kamera durch die Gassen und zeigt, wie die Flüchtlinge dort leben. Oder sie geht an die mexikanisch-amerikanische Grenze und portraitiert die Menschen, die über die Grenze gehen.

Zuhören, nicht abbilden

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Ursula Biemann dreht nicht gewöhnliche Dokumentarfilme. Der Dokumentarfilm, sagt die Videokünstlerin, sei heute nicht mehr ein Sprachrohr für eine Menschengruppe am Rande der Welt. Heute biete der Dokumentarfilm viel mehr eine Plattform, auf der sich diese Menschen darstellen können. Heute gehe es um zuhören und beobachten, nicht mehr um beschreiben und aufmerksam machen. Ihre Dokumentarfilme sind denn auch vielmehr ästhetisch-künstlerische und politisch-engagierte Video-Experimente, die Grenzräume darstellen.

Späte Ehrung in Zürich

Ursula Biemanns experimentelle Dokumentarfilme waren weltweit schon oft als Videoinstallationen in Museen und Ausstellungen zu sehen. Zürich wurde spät auf sie aufmerksam. Erst 2009 zeigte das Zürcher Helmhaus eine Ausstellung unter dem Titel «Videogeografien» von Ursula Biemann. Im Fokus ist die Zürcher Künstlerin nun auch am «Videoex Experimentalfilm & Video Festival» in Zürich, das neuere und ältere Arbeiten zeigt.

(meim; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)

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