In zwei Jahren möchte die Stadt Zürich in einem Schulversuch pro Schulkreis eine Tagesschule haben, in welcher die Kinder zum Mittagessen bleiben und nicht nach Hause gehen. Grundsätzlich erlaube das heutige Volksschulgesetz einen Zwang zum Mittagessen in der Schule nicht, sagt der Chef des kantonalen Volksschulamtes Martin Wendelspiess im «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» von Radio SRF. Sein Amt muss den Schulversuch bewilligen.
Eltern müssen eine Abmeldemöglichkeit haben.
Möglich wäre der Versuch also nur, wenn die Eltern eine unkomplizierte Möglichkeit haben, ihre Kinder vom obligatorischen Mittagessen in der Schule abzumelden. Der zuständige Stadtrat Gerold Lauber pflichtet bei: «Es muss auf jeden Fall eine Dispensmöglichkeit geben. Da müssen wir einfach noch die Spielregeln definieren.»
Eltern zum Teil skeptisch
Nicht alle Eltern begrüssen den Schulversuch. In solchen Fragen seien sie jeweils sehr gespalten, sagt Jolanda Trausch. Sie ist Mitglied in der Dachorganisation der Stadtzürcher Elternräte: «Das Problem ist der Eingriff in die Privatsphäre der Familie. Der Staat sagt, wie die Betreuung der Kinder durchzuführen ist.» Wenn man dafür auch noch bezahlen müsse, dann sei dies sehr fragwürdig.
Lehrerinnen und Lehrer sagen «ja, aber»
Die Lehrerinnen und Lehrer begrüssen zum grössten Teil Tagesstrukturen in den Schulen. «Grundsätzlich sind Lehrpersonen sehr interessiert daran, dass die Kinder aufnahmefähig sind. Und das sind sie, wenn sie über Mittag gut betreut sind», sagt Lilo Lätzsch, Präsidentin vom Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband. Man dürfe aber nicht vergessen, dass Lehrerinnen und Lehrer Fachpersonen fürs Lernen sind und nicht für die Kinderbetreuung. «Die Mittagsbetreuung gehört sicher nicht in den Aufgabenkatalog der Lehrerinnen und Lehrer», warnt sie.