Hans Ulrich Lenzlinger war in den 1970er-Jahren einer der bekanntesten Fluchthelfer. Mithilfe von gefälschten Pässen und präparierten Autos schmuggelte er Menschen aus der DDR in den Westen - und kassierte dabei saftig ab. Am 5. Februar 1979 wurde Lenzlinger in seinem Haus in Zürich-Höngg erschossen - eine Tat, die bis heute ungeklärt ist.
Tathergang rekonstruiert
Nun sind nach über 30 Jahren Polizeiakten, die bislang unter Verschluss gehalten wurden, zugänglich gemacht worden. Der Schweizer Historiker und Journalist Ricardo Tarli hatte bei der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft Einsicht in diese Akten beantragt. Einen kleinen Teil davon hat er einsehen können. Darunter eine Rekonstruktion des Tatherganges, die er am Dienstag in der «Aargauer Zeitung» publizierte.
«Killer handelte unprofessionell»
Verschiedene Fakten bringen die Stasi-These für Tarli ins Wanken: Dass der Täter dreimal danebengeschossen habe, dass er Lenzlinger in dessen eigenem Haus getötet habe und dass zwischen Mörder und Opfer ein Kampf stattgefunden habe, seien für ihn starke Indizien, dass kein Stasi-Agent dahinterstecke, sagt Tarli gegenüber dem Regionaljournal. Er vermutet, dass der Täter aus dem Waffenhändlermillieu stammen könnte.
Fall ist verjährt
Bei der Zürcher Oberstaatsanwaltschaft will man diese These nicht kommentieren. Nach schweizerischem Recht sei der Fall inzwischen verjährt. Es deutet also alles darauf hin, dass der Mordfall Lenzlinger für immer ungeklärt bleibt.