Am Samstag fand an der Oberstufe Seehalde in Niederhasli ein Lernkongress statt, ein Tag der offenen Tür. Im Rahmen dieses Tages versammelten sich auch unzufriedene Eltern, Grosseltern, Nachhilfelehrer und Sympathisanten auf dem Schulhausplatz. Vater Beat Kappeler kritisiert, das «selbstorganisierte Lernen» werde hier zu radikal umgesetzt: «Kinder, die mit dem selbstorganisierten Lernen überfordert sind, haben keinen Zugang mehr zu anderen Lernmethoden und verlieren so den Anschluss.»
Beim Selbstorganisierten Lernen, kurz SOL, gibt es keinen Frontalunterricht mehr, kein spezifisches Fach auf dem Stundenplan. Die Schüler arbeiten für sich mit ihren iPads, bei Fragen wenden sie sich an den Coach, wie der Lehrer hier genannt wird. Klassischen Unterricht gibt es keinen mehr, nur ab und zu vermitteln die Lehrerinnen und Lehrer in kurzen Inputlektionen Wissen an die Jugendlichen. Eine Unterrichtsmethode, die viele Schulen kennen, die Volksschule von Niederhasli praktiziert sie aber radikal, in praktisch allen Fächern.
Zu radikale Umsetzung
Zu radikal, sagt Suzanne Weigelt. Sie war elf Jahre lang Lehrerin an der Oberstufe in Niederhasli und kündigte, als SOL eingeführt wurde. «Ich als Lehrerin bin die Expertin, fachlich und pädagogisch. Die Schüler brauchen mein Expertenwissen, sie können nicht einfach selbst zu Experten werden.» So wie jetzt mit dieser radikalen Umsetzung seien die Kinder masslos überfordert. Mit Weigelt verliessen auch neun weitere Lehrer die Schule.
Schon mehrmals habe man versucht, das Gespräch zu suchen mit Schulleitung und Schulpflege, sagen verunsicherte Eltern an der Demonstration. Doch die Kritik käme nicht an. Schulleitung und Schulpflege versprechen aber, dass der Dialog stattfände. Schulpflegepräsident Philippe Chappuis: «Wir nehmen das ernst und werden an unseren nächsten Sitzungen darüber diskutieren, was wir besser machen können.»
(Schweiz Aktuell, 19 Uhr)