Grosse Gefühle sind angesagt, wenn die «Pique Dame» auf dem Spielplan steht. Pjotr Tschaikowski hat die Oper nach der gleichnamigen Novelle von Alexander Puschkin fast im Rausch in nur 44 Tagen komponiert. «Als ich an Hermanns Tod gelangte, überkam mich ein solches Mitleid mit meinem Helden, dass ich in Tränen ausbrach. Niemals zuvor hat mich einer meiner Charaktere so leidenschaftlich zum Weinen gebracht », schrieb der Komponist 1890 über sein eigenes Werk.
Keine Tränen im Zürcher Opernhaus
Wirklich zu Tränen rührt einem der Protagonist Hermann in der neuen Zürcher Inszenierung nicht. Aleksandrs Antonenko singt ihn mit einer unglaublichen Lockerheit, wie wenn er jeden Ton und jede Nuance der Partie verinnerlicht hätte. Dabei gehört er gar nicht zur vorgesehen Besetzung, sondern springt für den erkrankten Misha Didyk ein. Die ganz grossen Emotionen, die fehlen vor allem im Orchester. Sehr solide wirkt das Dirigat von Jiri Belohlavek, aber es fehlt der Schmerz und das Feuer, das Grauen und die Verzweiflung.