Hauptfiguren im Ballett sind elegant und schön, sie bewegen sich leicht und aufrecht. Woyzeck ist das Gegenteil. Woyzeck bewegt sich geduckt, mit hängenden Schultern und eingezogenem Kopf. Gerade das mache die Figur spannend, meint Christian Spuck. Und er löst den Widerspruch nicht auf, sondern spielt mit ihm. Er zieht den Tänzern schwere Schuhe an und kreiert eine «Eleganz der klobigen Absätze». So erzählt er die Geschichte vom armen Soldaten, der aus Eifersucht seine Geliebte ersticht.
Büchner ohne Worte
Dass man die Theaterstücke von Georg Büchner (1813-1837) sehr gut ohne Worte erzählen kann, hat Christian Spuck schon in der letzten Spielzeit mit «Leonce und Lena» gezeigt.
Und das Dramenfragment «Woyzeck» scheint sich sogar noch besser zu eignen. Denn Büchner selbst überzeichnet seine Figuren wie Karikaturen. Dazu hat Christian Spuck einen Klangteppich zusammengestellt, mit Musik von Johann Sebastian Bach bis Martin Donner, der die Farbe und Dramatik des Stückes trifft.
Athletik und Ausstrahlung
«Um den Woyzeck tanzen zu können, braucht es vor allem Kraft», Sagt Christian Spuck. Der Abend beginnt mit einem dreiminütigem Solo. In dieses hat er Woyzecks ganzes Bewegungsrepertoire hineingepackt. «Wenn du das getanzt hast, bist du schon fix und fertig, obwohl der Abend erst begonnen hat», meint der Choreograf Christian Spuck. Der junge belgische Tänzer Jan Casier meistert aber nicht nur dieses Solo mit Bravour, er überzeugt auch sonst, genau wie alle andern Tänzerinnen und Tänzer.