Der Risikoorientierte Sanktionenvollzug ROS wurde seit 2011 in den Kantonen Zürich, St. Gallen, Thurgau und Luzern erprobt. Das Modell wurde dabei mit der finanziellen Unterstützung des Bundes weiterentwickelt. Der Bund übernahm auch die Evaluation. Diese fiel so gut aus, dass ROS nun flächendeckend in allen neun Kantonen des Ostschweizer Strafvollzugkonkordats eingeführt werden soll.
Schulung und Coaching für andere Kantone
Zürich kommt bei dieser Einführung eine besondere Rolle zu. Die Methode sei ursprünglich im Kanton Zürich entwickelt worden, führt Justizdirektor Martin Graf im Interview mit dem «Regionaljournal» aus: «Deshalb werden wir für das Konkordat Schulungsleistungen erbringen und die neu dazu stossenden Kantone in der Einführungsphase coachen.»
Aus Fehlern gelernt
Am Ursprung von ROS stehen im Kanton Zürich schmerzliche Erfahrungen im Umgang mit gefährlichen Straftätern. Die Entwicklung wurde vor über zwanzig Jahre durch den Fall «Hauert» eingeleitet, als ein Sexualstraftäter auf Hafturlaub bei Zollikon eine Pfadiführerin vergewaltigte und ermordete.
Weiteren Schub bekam die Entwicklung durch den sogenannte «Taxifahrermord» von 2007: Der zur Verhaftung ausgeschriebene Täter wurde kurz vor der Tat aus einer psychiatrischen Klinik entlassen, weil die Zusammenarbeit der Behörden schlecht funktionierte.
Konsequente Orientierung am Risiko
Seither werden im Kanton Zürich potentiell gefährliche Straftäter systematische erfasst und im Strafvollzug eng begleitet. Die Zusammenarbeit der Behörden wurde verbessert und jeder Entscheid über eine Vollzugslockerung oder weitere Massnahmen orientiert sich am potentiellen Risiko, dass damit für die Bevölkerung verbunden ist. Im Netz von ROS bleiben 10 bis 15 Prozent der Straftäter hängen. Das haben die Erfahrungen in den vier Modellkantonen gezeigt.
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