Auf diese Sängerin hat man gewartet. Zum ersten Mal singt die «Drama-Queen» Joyce DiDonato am Zürcher Opernhaus. Und «Drama-Queen» ist hier für einmal absolut wohlwollend gemeint.
Die amerikanische Sängerin ist bekannt dafür, dass sie an Grenzen geht, um einer Partie möglichst viel Ausdruck und Glaubwürdigkeit zu geben. Das zeigt sie auch als Romeo in Bellinis tieftrauriger Oper «I Capuleti e i Montecchi». Hier gibt es kein romantisches Liebesglück, nur Schmerz, Leid und Tod.
«Hoffnungsloses Stück»
«Eines der hoffnungslosesten Stücke»: So nennt der Regisseur Christof Loy «I Capuleti e i Montecchi». Und er zeigt diese Hoffnungslosigkeit in seiner Inszenierung schonungslos. Schon während der Ouvertüre übersät er den Boden mit Leichen. Er lässt die Bühne drehen und drehen und das Publikum in Räume blicken, die so kahl und tot sind, wie das Innenleben der Protagonisten. Da gibt es keine Wärme, keine Liebe – nur Macht und Gewalt.
Der Maestro und die Newcomerin
Bellinis Oper braucht zwei starke Frauen. In Zürich setzt man für das Liebespaar «Romeo und Julia» aber nicht auf ein bewährtes «Dream Team», wie etwa Anna Netrebko und Elna Garanca. Im Gegenteil – das Zürcher Opernhaus hat den Mut und lässt die in der Schweiz noch völlig unbekannte Ukrainerin Olga Kulchynska, neben Superstar DiDonato debütieren. Ein Glücksfall. Die 24-jährige Olga Kulchynska singt die Julia absolut berührend, klar und rein und doch auch so kraftvoll, dass sie in den Duetten perfekt mit ihrem Romeo beziehungsweise mit Joyce DiDonato verschmilzt.
Ein weiterer Glücksfall ist der Dirigent. Fabio Luisi kennt jede Nuance in Bellinis Oper. Er treibt das Orchester immer wieder nervös vorwärts und macht so den Stillstand, den Bellini so absolut einmalig komponiert hat, noch eindringlicher.
(kueh; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12.03 Uhr)