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Zürich Schaffhausen Schaffhauser Gemeinden fordern von der KESB bessere Kommunikation

Seit einer Gesetzesänderung vor drei Jahren sind nicht mehr die Vormundschaftsbehörden der Gemeinden für den Kindes- und Erwachsenenschutz zuständig – sondern die Profi-Behörde Kesb. Das Beispiel des Kantons Schaffhausen zeigt: Grössere Gemeinden kommen zurecht, kleine Gemeinden weniger.

KESB – für den Gemeindepräsidenten der kleinen Schaffhauser Gemeinde Beggingen ist das ein Reizwort. «Als Gemeinde kannten wir die Lebensgeschichten der Leute in unserm Dorf. Wir wussten, was zu tun ist, besser als das eine Profi-Behörde je kann», sagt Mike Schneider (SVP) zu «Schweiz aktuell».

Schneider macht sich Sorgen wegen der Kosten, die auf seine Gemeinde zukommen könnten. Denn seit der Gesetzesänderung vor drei Jahren dürfen die Wohngemeinden einer schutzbedürftigen Person nicht mehr entscheiden, was für eine Massnahme richtig ist. «Aktuell steht bei uns ein Fall im Raum, der unsere Gemeinde jährlich 140‘000 Franken kosten könnte. Bei Steuereinnahmen von 900‘000 Franken wüsste ich nicht, wie wir das bezahlen sollten», so Schneider.

Die Kosten dürfen im Ernstfall nicht im Wege stehen

Die Schaffhauser KESB-Präsidentin Christine Thommen versteht die Sorgen der kleinen Gemeinde wegen der Kosten. Aber: «Wenn es um den Schutz eines Menschen geht, dürfen nicht die Kosten im Vordergrund stehen». Die KESB sei bei diesen Entscheidungen unabhängiger als eine Gemeindebehörde, die die Betroffenen kenne und die Kosten im Hinterkopf habe.

Besonders teuer wird es für eine Gemeinde, wenn ein Kind oder ein Jugendlicher fremdplatziert wird – also zum Beispiel in ein Heim muss. Ein Blick in die Zahlen des Kantons Schaffhausen zeigt: Die Zahl der Fremdplatzierungen vor und nach der Einführung der KESB ist ziemlich konstant geblieben.

Gute Erfahrungen in Beringen

Ein gutes Zeugnis für die Kesb gibt es aus der Gemeinde Beringen mit 4500 Einwohnern. Gemeindepräsident Hansruedi Schuler (FDP) sagt, ihm sei wohler, dass jetzt Profis am Werk seien: «Manche Gemeinden haben früher auch zu handgestrickten Lösungen gegriffen. Die KESB kann die Probleme viel ganzheitlicher und professioneller angehen.» Er wünscht sich aber von der Kesb eine bessere Kommunikation. «Unser Sozialamt sollte schon wissen, welche Fälle in unserer Gemeinde laufen. Sonst gibt’s Probleme», sagt er. Die KESB-Präsidentin Christine Thommen hat Verständnis für dieses Anliegen: Soweit es der Datenschutz erlaube, werde man die Gemeinden in Zukunft besser informieren.

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