Rund 1600 Zürcher Kinder hat das Institut für Bildungsevaluation an der Uni Zürich ihre ganze Schulzeit hindurch begleitet. Es hat sie nach drei, sechs und neun Schuljahren getestet und ihre Fortschritte in Deutsch und Mathematik dokumentiert.
Die Resultate der Studie zeichnen kein vorteilhaftes Bild der Oberstufe: Vor allem in Mathematik lernen die Schüler kaum noch etwas dazu. Gleichzeitig lässt auch die Motivation der Schülerinnen und Schüler stetig nach.
Disco statt Differentialrechnung
Studienleiter Urs Moser sieht eine der Ursachen in der Art der Stoffvermittlung. In der Oberstufe würden die Themen kaum noch vertieft behandelt, sagt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Ein weiterer Grund: In der Pubertät hätten die Jugendlichen andere Dinge im Kopf als Mathematik. Lilo Lätzsch, Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands, kennt dieses Phänomen aus eigener Erfahrung, meint aber gegenüber Radio SRF, das Problem bahne sich schon früher an: «Viele haben das Bruchrechnen nicht wirklich verstanden. Dann ist es sehr schwierig, in der Mathematik weiterzufahren.» Auf Löchern könne nicht aufgebaut werden.
Dass Probleme bestehen, streitet auch der Leiter des Zürcher Volksschulamtes, Martin Wendelspiess, nicht ab. Er betont jedoch, dass die Schweiz und Zürich im europäischen Vergleich gut dastünden:
In keinem anderen Land gibt es weniger arbeitslose Schulabgängerinnen und -abgänger.
Um den Übergang von der 6. Klasse in die Oberstufe besser abzufedern, setzt das Zürcher Volksschulamt auf das Projekt «ALLE»: «Wir versuchen damit, den Jugendlichen mehr und effektivere Lernzeit zu verschaffen.» Der Fokus richtet sich dabei schwergewichtig auf Deutsch und Mathematik. Die Schülerinnen und Schüler sollen so noch besser gefördert werden.