Die Produktion von Kostümen fürs Sechseläuten ist in diesen Wochen eine der Hauptbeschäftigungen der Lernenden an der Zürcher Hochschule für Mode und Gestaltung. Der 20-jährige Phinkha Leng Sok arbeitet an einem Biedermeier-Kleid für eine private Kundin, eine aufwändige Arbeit, bei der Genauigkeit und höchste Konzentration gefordert sind. Phinkha und seine Mitschülerinnen werden an der Fachschule in einer dreijährigen Lehre zum Bekleidungsgestalter und zur Bekleidungsgestalterin ausgebildet, oder einfacher – zum Schneider und zur Schneiderin.
Nischenprodukte wie diese Trachten oder auch Kleider für die Debütantinnen des Zürcher Opernballs gehören zum Kerngeschäft der Schule. In Zeiten, in denen der Preisdruck in der Textilindustrie gross ist, kann die Schule dank solchen Aufträgen überleben.
Mit eigener Schule gegen Importe - schon 1889
Dabei wurde die Schule 1889 als Kampfansage an die überbordenden Importe von Kleidern gegründet. Zudem sollte sie Frauen eine Beschäftigung bieten – denn damals war Schneidern Frauensache. Gestartet wurde mit 18 Schülerinnen, die einen einjährigen Weiterbildungskurs absolvierten.
Seither sind weitere Ausbildungsangebote hinzugekommen. Eines davon ist der Lehrgang für Theaterschneiderinnen und Gewandmeisterinnen, der 1989 – also hundert Jahre nach der Gründung – ins Aufgebot aufgenommen wurde.
Heute sind noch 88 der 90 Lernenden weiblich und das Berufsbild hat sich verändert. Es werden Menschen wie der junge Phinkha Leng Sok ausgebildet, kreative Menschen, die davon träumen dereinst ihre eigene Modelinie kreieren.