An diesem Mittwochmorgen in der altersdurchmischten Sekundarschule von Niederhasli steht kein spezifisches Fach auf dem Stundenplan. Die Schüler arbeiten für sich mit ihren iPads, bei Fragen wenden sie sich an den «Coach», wie der Lehrer hier genannt wird.
Klassischen Unterricht gibt es keinen mehr, nur ab und zu vermitteln die Lehrerinnen und Lehrer in kurzen Inputlektionen Wissen an die Jugendlichen. Eine Unterrichtsmethode, die viele Schulen kennen. Die Volksschule von Niederhasli praktiziert sie aber radikal, in praktisch allen Fächern.
Lernen, das Lernen zu organisieren
Genau so müssten die Jugendlichen auch später im Berufsleben funktionieren, deshalb sei dieses Unterrichtsmodell das Modell der Zukunft, findet Schulleiter Gregory Turkawka: «Es geht uns um die überfachlichen Kompetenzen, die für die Jugendlichen neben dem Schulstoff zentral sind. Die Schüler lernen ihr Lernen zu organisieren, sie lernen hier fürs Leben.» Und dabei seien sie nicht allein, sondern eng begleitet von der Lehrerschaft.
Harte Kritik an der Methode
Kritiker des Modells, bestehend aus Eltern, Schülern und Nachhilfelehrern, halten dagegen, die Kinder seien zu wenig begleitet und zu sehr sich selbst überlassen. Zudem seien sie überfordert mit dieser grossen Selbstverantwortung.
Das führe dazu, dass die Schüler mit dem Schulstoff massiv im Rückstand seien, sagt Roger Müller, Geschäftsführer einer Nachhilfeschule. Und er belegt dies mit Zahlen: «Seit der neuen Unterrichtsmethode hat sich die Anzahl der Nachhilfeschüler aus Niederhasli verdoppelt. Die Schüler können sich nicht organisieren, haben zu wenig Schulmaterial, wir müssen ihnen den Stoff von Grund auf neu beibringen.»
Schulleiter Gregory Turkawka entgegnet der Kritik, er könne mit den guten Zeugnissen der Schüler belegen, dass das Projekt auf Kurs sei. Ausserdem habe eine universitäre Umfrage an der Schule ergeben, dass 90 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit der neuen Unterrichtsmethode zufrieden seien.
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