Vor zwei Jahren stand Christoph Homberger noch auf den Opernbühnen. Er sang überall auf der Welt und machte Karriere wie kaum ein anderer Schweizer Sänger. Diese Karriere hat er aufgegeben und sich einen Traum erfüllt. In Zürich-Oerlikon steht er jetzt hinter den Kochtöpfen. Er bewirtet Gäste in «Hombis Salon» und erzählt, wie die Sache mit dem Flüchtlingschor begonnen hat.
Die Flüchtlinge konnten sich das ÖV-Billet nicht leisten
Nur zwei Dutzend Männer, so Homberger, seien zur ersten Probe erschienen: «Wir merkten bald, dass die Flüchtlinge gar nicht kommen können, weil sie sich die Fahrt mit dem ÖV nicht leisten konnten.» Dann lancierten der Chorleiter und sein Team eine Sammelaktion im Internet, um die Billete zu finanzieren. Und die Menschen kamen in Scharen.
Auf die Idee für diesen Flüchtlingschor, in dem auch Schweizerinnen und Schweizer mitsingen, kam Christoph Homberger vor ein paar Jahren. «Es war nach der Abstimmung über die Ausschaffungsinitiative, als ich gemerkt habe, dass ich etwas tun muss.»
Asyl im Opernhaus
Der Anfang gestaltete sich schwierig, weil das Geld fehlte. Dank seiner Bekanntheit und seinen guten Kontakten kam das Projekt «S'isch äbene Mönsch» dann aber ins Rollen. Und als der Proberaum zu eng wurde, konnte Homberger auf die Hilfe von Opernhausdirektor Andreas Homoki zählen, der die Flüchtlinge in seinem Haus aufnahm.
Der Flüchtlingschor wurde für die Asylbewerber immer wichtiger, erzählt Homberger: «Viele sagten mir, diese Proben am Montag seien der einzige Moment, in dem sie vergessen könnten.» Der Chor ist auch für Homberger etwas ganz Wichtiges: «Wir können ein Zeichen setzen, wie man mit Flüchtlingen auch umgehen kann. Wir können zeigen, dass alle eine Stimme haben.» Im wahrsten Sinne des Wortes.
Hörprobe Flüchtlingschor
Der Flüchtlingschor tritt am Samstag zunächst in der grossen Halle des Zürcher Hauptbahnhofs auf, später vor dem Opernhaus. Danach sei das Projekt beendet, meint Homberger: «Das ist so ‹hochtemperaturig›, das kann man nicht über längere Zeit machen. Das schaffe ich nicht.»