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Zürich Schaffhausen Streit um das Corbusier-Haus im Zürcher Seefeld

Nach 50 Jahren läuft der Baurechtsvertrag für das Haus aus. Eigentümerin Heidi Weber ist nun verpflichtet, das Gebäude an die Stadt abzugeben. Heidi Weber will das aber partout nicht: Sie hat Angst, dass die Stadt dem Gebäude nicht genügend Sorge trägt.

«Ich bin enttäuscht von der Stadt Zürich», sagt die Besitzerin des letzten Corbusiers-Hauses, Heidi Weber. Erstmals nimmt sie in der Sendung «Schweiz aktuell» öffentlich Stellung zum seit drei Jahre schwelenden Konflikt mit den Behörden. Hintergrund des Streits: Die Stadt Zürich stellte ihr in den 60er Jahren kostenlos 50 Jahre lang Land im Zürcher Seefeld für ihr Corbusier-Museum zur Verfügung. Nun läuft dieser Baurechtsvertrag im nächsten Mai ab, Weber ist verpflichtet, auf diesen Zeitpunkt hin das Gebäude an die Stadt abzutreten.

Doch sie macht sich Sorgen um das Werk Corbusiers. Die Stadt beabsichtigt die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen Stiftung für das Museum. Damit könne sie mit dem Gebäude machen, was sie wolle. «Sie könnte das Haus jederzeit verkaufen oder zu einem Partyhaus umfunktionieren. Das wäre nicht im Sinne Corbusiers», so Weber.

Stadt will Museum mehr öffnen

Der zuständige Kulturchef der Stadt Zürich, Peter Haerle, versteht die Aufregung nicht: «Wir wollen im Grunde genommen genau das Gleiche wie Heidi Weber. Wir möchten das Erbe Corbusiers pflegen und sind uns des kulturellen Wertes sehr wohl bewusst». Die Stadt beabsichtige, das Museum für die Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. In der Vergangenheit sei dies vielfach nicht der Fall gewesen. Aus finanziellen Gründen habe Heidi Weber das Museum oftmals gar nicht geöffnet, oder nur sehr reduziert.

Heidi Weber kontert, dass man dieses Problem lösen könne. Dann nämlich, wenn das Gebäude ihrer privaten Stiftung vermacht werde. Dann würden sich leichter Sponsoren finden, welche den Betrieb des Museums finanzieren könnten.

Schenkung kommt für Stadt nicht in Frage

Eine Schenkung an Heidi Webers private Stiftung kommt für die Stadt Zürich aber nicht in Frage. «Dieses Haus soll künftig der Öffentlichkeit besser zugänglich sein. Aus unserer Sicht besteht überhaupt kein Interesse an einer Schenkung an Frau Webers Stiftung. Politisch hätte ein solcher Vorstoss auch wohl kaum eine Chance».

Weitere Verhandlungsrunde diese Woche

Heidi Weber gibt trotzdem nicht auf und kämpft weiter für ihr Lebenswerk. Diese Woche ist eine weitere Verhandlungsrunde mit der Stadt geplant. «Ich hoffe sehr darauf, dass sich bei den Behörden endlich jemand stark macht für mein Anliegen und meiner Arbeit für Corbusiers Werk die nötige Wertschätzung entgegenbringt.» Mittlerweile haben beide Parteien ihre Anwälte eingeschaltet. So schnell dürfte deshalb kaum eine Einigung erzielt werden im Streit um Corbusiers Kulturerbe.

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