«Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern» erzählt die Geschichte einer jungen Frau mit einer geistigen Behinderung. Er zeigt ziemlich schonungslos, wie Dora ihren ersten Sex erlebt – eher eine Vergewaltigung als ein schönes Erlebnis. Stina Werenfels wollte das heikle Thema gerade wegen seiner Brisanz auf die Leinwand bringen: «Was heikel ist, ist interessant», sagt sie im Interview mit dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen».
Es gehe ihr aber nicht darum, möglichst Tabus zu brechen, sagt Stina Werenfels: «Ich wollte die Leute nicht erschrecken, sondern für Fragen sensibilisieren. Dabei habe ich gemerkt, wie wenig Wissen vorhanden ist.» Es fehle an Wissen auf allen Ebenen, Wissen zum Beispiel um die Gesetzeslage.
Schutz versus Freiheit
Im Film setzt Doras Mutter die sedierenden Psychopharmaka ihrer geistig behinderten Tochter ab. Die 18-Jährige erwacht darauf aus einem «Dornröschenschlaf», sie entdeckt ihren Körper, schliesslich auch den Sex und schockiert damit ihre Eltern. Für Stina Werenfels ist genau dies die grundlegende Frage: «Wie viel Schutz ist nötig, wie viel Freiheit sollen Menschen mit geistiger Behinderung geniessen?»
Mehr zu «Dora»
«Dora» ist zwar ein Film, der weh tut – aber nicht nur. Es gebe auch viel zu lachen, hält Stina Werenfels fest: «Alle wollen alles richtig machen in diesem Film. So ist das Leben. Das führt zu ganz absurden Situationen.»
Der Film beruht auf einem Theaterstück des Schweizer Schriftstellers Lukas Bärfuss. Er feierte an den Solothurner Filmtagen Premiere und läuft ab Donnerstag in den Zürcher Kinos.