Erste Kontakte in China knüpfte Tom Till, Betriebsdirektor des Schauspielhauses Zürich, vor zwei Jahren an einem Kongress über Theatermanagement. Als vertrauensbildende Massnahme war dies entscheidend.
Dürrenmatt gehört zur chinesischen Schullektüre
Nach dem Kongress folgte zuerst ein zweijähriger Austausch, beim letztjährigen Besuch Tills am Theaterfestival in Wuzhen war es dann so weit: Till stellte verschiedene Produktionen vor, bei «Die Physiker» waren die Chinesen dann Feuer und Flamme: «Darauf sind sie sofort angesprungen», erzählt Tom Till im Interview mit dem «Regionaljournal». Der Grund: Dürrenmatt wird in China in den Schulen gelesen, ist also im ganzen Land bekannt. Auch der Ruf des Regisseurs, Herbert Fritsch, ist bis nach China gelangt. «Diese beiden Gründe waren ausschlaggebend», sagt Till.
Applaus auf chinesisch
Weshalb gerade dieses Stück die chinesische Zensurbehörde passierte, ist unklar. Till geht davon aus, dass die politische Aussage des Stücks zur Parteilinie passen könnte: «Gegen die Atomenergie, gegen eine Wissenschaft, die entgrenzt ist und alles bedrohen kann.» Bei der Premiere am 15. Oktober wurde das Stück vom Publikum auf jeden Fall gut aufgenommen: «Für chinesische Verhältnisse gab es einen Bombenapplaus.»