Den Rechtsvortritt missachten, auf der Autobahn nur 60 Kilometer pro Stunde fahren oder überholen, obwohl der Platz eigentlich nicht ausreicht. Wenn Matthias Barmettler mit seinen Fahrschülern über 70 unterwegs ist, kommt es des Öfteren zu brenzligen Situationen.
Seniorinnen und Senioren über 70 müssen deshalb alle zwei Jahre nachweisen, dass sie noch fahrtauglich sind. Meist reicht ein Besuch bei der Hausärztin. Wenn diese unsicher ist, ob ihr Patient noch sicher Auto fährt, dann steht eine zweite Kontrolle beim Institut für Rechtsmedizin an der Universität Zürich an. Und wenn auch die Verkehrsmediziner nicht sicher sind, müssen die alten Autofahrerinnen und Autofahrer beim Strassenverkehrsamt eine Kontrollfahrt machen.
Krankheiten am Gehirn und schlechte Augen
208 Seniorinnen und Senioren fielen 2012 durch dieses Kontrollsystem. Sie mussten den Ausweis abgeben, wie der Zürcher Regierungsrat mitteilte. Für die meisten bricht damit eine Welt zusammen. «Viele weinen, die anderen fressen es in sich hinein oder finden, nun könnten sie sich gleich erschiessen», erzählt Fahrlehrer Matthias Barmettler.
Die Gründe für den Fahrausweisentzug sind stets dieselben. «Bei über der Hälfte ist es eine Hirnleistungsschwäche, etwa nach einem Schlaganfall oder am Anfang einer Alzheimer-Erkrankung.» Dazu kämen schlechte Augen und mangelnde Beweglichkeit.
Bald mehr Ausweisentzüge?
Die Zahl der Senioren und Seniorinnen, die den Autoschlüssel abgeben müssen, sei in den letzten Jahren relativ konstant. Das sagte der Geschäftsleiter des kantonalen Strassenverkehrsamtes Zürich, Rolf Grüninger, gegenüber dem «Regionaljournal Zürich Schaffhausen». Allerdings werde die Bevölkerung immer älter und die Zahl könne zunehmen.