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Die Parkplätze vor dem Coiffeur sind ein beliebter Ort zur Deponie der entwendeten Gegenstände.
Legende: Private Parkplätze in der Märktgass waren ein beliebter Ort, um die entwendeten Gegenstände zu deponieren. Google Streetview

Zürich Schaffhausen Wenn ein Silvesterbrauch nicht mehr in die Zeit passt

Die Zürcher Gemeinde Rafz hadert mit einem alteingesessenen Silvesterbrauch. In der Nacht auf den 31. Dezember entwendet die Dorfjugend lose Gegenstände, um sie an einem anderen Ort wieder zu deponieren. Doch der Brauch ist zunehmend ausgeartet. Nun scheint ein Aufruf der Gemeinde Wirkung zu zeigen.

Bereits Anfang Dezember rief das Dorf im Zürcher Unterland im gemeindeeigenen Mitteilungsblatt dazu auf, den Silvesterbrauch in einem anständigen Mass weiterzuführen oder dann sein zu lassen. In den vergangenen Jahren hätten nämlich die Beschwerden zugenommen, weil Gegenstände - der Tradition gemäss - nicht nur entwendet sondern auch abmontiert oder beschädigt worden seien. Solches Treiben könne man als Gemeinde nicht gutheissen.

So kann der Brauch weiter geführt werden

Der Aufruf scheint die richtigen Empfänger erreicht zu haben. Gemeindepräsident Jürg Sigrist (SP) stellt nach einem Augenschein am Silvestermorgen nämlich fest: «Der Brauch scheint in einem guten Rahmen weitergeführt worden zu sein.»

Auch dieses Jahr seien rund 50 Gegenstände wie Container, Reklametafeln, Autoanhänger oder Bauabsperrungen in der Nacht zusammengetragen und an einem zentralen Ort deponiert worden. Doch die Sammelstücke scheinen intakt zu sein und auch als Sammelstelle wurde ein neuer Ort gefunden: Ein öffentlicher Platz, vis-à-vis des Restaurants Sternen.

Was wird 2016?

Auch dieser Umstand deutet darauf hin, dass die mahnenden Worte Wirkung gezeigt haben. Denn neben den Sachbeschädigungen ärgerten sich auch private Parkplatzbesitzer darüber, dass diese in den vergangenen Jahren als Abstellort für die eingesammelten Gegenstände herhalten mussten.

Trampolin vor Volg-Filiale
Legende: Der Silvesterbrauch wird auch an anderen Orten gefeiert: Zum Beispiel in Watt. SRF/Yvonne Wyer

Wie lange der Aufruf bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen nachhallt - es sind vor allem 16- bis 20-Jährige, die den Rafzer Silvesterbrauch pflegen - darüber mag Gemeindepräsident Jürg Sigrist nicht mutmassen. Es könne 2016 wieder ganz anders aussehen. Sein Eindruck ist nämlich, dass sich die Tradition eigentlich überholt hat: «Wir sind kein Bauerndorf mehr wie früher, wo noch eher Dinge herumlagern. Der Brauchtum passt nicht mehr in die heutige Zeit.»

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