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Zürich Schaffhausen Wenn Stunden zu Sekunden werden

«Zürich-West by Night» zeigt während der Livesendung auch Zeitrafferaufnahmen des dynamischen Quartiers. Szenen, welche eigentlich Minuten oder Stunden dauern, sind in einem Bruchteil dieser Zeit zu sehen. Ein Blick auf die Produktion der anspruchsvollen Aufnahmen.

Es ist halb acht Uhr abends und der goldfarbene Horizont im Westen beginnt sich Rosa zu färben. Der Himmel malt ein Farbenspiel auf die sonst grünlichen Glasscheiben des Prime Towers, der wie ein Kristall hinter der Hardbrücke in den Himmel ragt. Aus der Unterführung des Bahnhofs fliessen die Pendlerströme und ergiessen sich in das Quartier Zürich-West. Hoch oben auf gestapelten Schiffscontainern ist Jörg Niggli mit seiner Kamera beschäftigt. Er hat sich auf dem «Freitag-Tower» platziert und sucht nach einem idealen Platz für seine Aufnahmen.

«Die beste Perspektive ist immer von oben herab», erklärt Niggli und fixiert die Kamera auf einem Stativ. «Wichtig bei der Suche nach einem geeigneten Standort ist, dass man vorausdenkt. Aufnahmen im Zeitraffer brauchen Bewegung und Action. Dafür eignen sich Orte mit vielen Menschen oder Verkehr, aber natürlich auch Tag- und Nachtwechsel.» Meistens ist Niggli gleich mit mehreren Kameras unterwegs. So auch heute Abend. «Zeitraffer Aufnahmen sind ja an sich nichts Neues, da muss man schauen, dass man nicht immer zu ähnliche Szenen zeigt.» Mit verschiedenen Perspektiven versucht Niggli stärker auch filmische Elemente einzubauen. « So kann man auch im Zeitraffer versuchen, Geschichten zu erzählen. Aber natürlich funktioniert alles anders als im Film.»

Eine Woche zuvor war Niggli bereits im Quartier unterwegs um Aufnahmen in den Clubs zu realisieren. Dies sei eine spezielle Herausforderung gewesen. «Die extrem schnell wechselnden Lichtverhältnisse erschweren solche Aufnahmen stark», erklärt Niggli. In dieser Umgebung machte er mindestens ein Bild pro Sekunde, manchmal auch bis zu drei Bildern. Am Ende entstehen so in wenigen Minuten mehrere hundert Bilder, welche am Ende dann zu einem kurzen Film-Clip zusammengefügt werden. «Umso näher man an die Menschen geht und umso mehr sie sich bewegen, desto mehr Aufnahmen braucht es pro Sekunde, damit der Zeitraffer nicht zu abgehackt wirkt.»

Bei den Zeitraffer-Aufnahmen dauert die Produktion um vieles länger, als die effektive Spieldauer des Endprodukts. Doch gerade diesen Aspekt findet Niggli spannend: «Beim Fotografieren und Filmen sieht man meistens bereits durch die Linse, was man am Ende hat. Beim Zeitraffer zeigt sich das erst, wenn die Bilder mittels Software berechnet werden. Dann beginnt man teilweise auch Muster zu erkennen, wie sich beispielsweise Menschen auf einem Platz bewegen.»

Das Erstellen einfacher Zeitraffervideos sei eigentlich keine Hexerei, meint Niggli. Es genüge schon ein Smartphone mit einer entsprechenden App. Etwas anspruchsvoller wird es mit digitalen Fotoapparaten. Diese müssen entweder eine Zeitschaltuhr eingebaut haben oder über einen Anschluss für externe Auslöser verfügen. «Am besten beginnt man mit einfachen Szenen wie Landschaften oder verkehrsreichen Orten», erklärt Niggli.

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