So wahnsinnig anders waren sie gar nicht, die Pfahlbauer. «Migrationsbewegungen, Patch-Work-Familien, Dichtestress – all das kannten schon die Menschen vor 5000 Jahren», sagt Christian Harb.
Der Archäologe ist verantwortlich für die Auswertung der Hunderttausenden von Fundstücken, welche vor sechs Jahren unter dem Sechseläutenplatz ausgegraben worden sind.
Die Forscher fanden über vier Tonnen Gestein, zwei Tonnen Keramik, 28'000 Pfähle und Zehntausende Tierknochen. Sie alle wurden geputzt, in Plastiksäcke gepackt und in den letzten sechs Jahren ausgewertet. Und sie verhalfen den Forscherinnen und Forschern zu neuen Erkenntnissen.
Das Wissen über die Pfahlbauer hilft uns zu verstehen, wer wir sind.
Neu weiss man etwa, dass es gleichzeitig mehrere verschiedene Dörfer gab in der Bucht am Zürichsee. Die Häuser standen nicht wie früher angenommen am Ufer, sondern im Wasser. Und die Pfahlbauer zogen alle zehn bis zwanzig Jahre um, schlicht weil die Häuser danach auseinander fielen, erklärt Christian Harb.
Unter den Fundstücken befanden sich auch zwei grosse Türen. Die ersten, die man in Europa je gefunden hat. Zuvor hatte man nicht gewusst, wie die Türen der Pfahlbau-Häuser ausgesehen haben. «Die Türen sehen aus, als wären sie nur hundert Jahre alt», sagt Christian Harb bewundernd. Sein Lieblingsgegenstand ist aber ein anderer. Ein kleiner Topf mit Aschespuren, der wohl zu rituellen Zwecken benutzt wurde.
Es gibt noch mehr zu erfahren
Gegenstände wie diese dürften es den Forschern auch in Zukunft ermöglichen, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Als nächstes möchte Christian Harb mehr über das Dorfleben herausfinden, etwa wo welche Handwerker tätig waren. Die Arbeit mit den Fundstücken ist also noch lange nicht abgeschlossen.