Vor sechzehn Jahren zog Silvia* mit ihrem Mann in die Schweiz. Kennen gelernt hatten sie sich in Silvias Heimat Kamerun. Bald kamen die Kinder, zwei Mädchen. Dann geschah das Unglück: «Mein Mann starb in unserem Wohnzimmer, vor meinen Augen, an einem Herzinfarkt.»
Plötzlich stand Silvia also alleine da – in einem fremden Land, mit zwei kleinen Kindern und rudimentären Sprachkenntnissen. Silvia schlug sich durch, schulte ihre Kinder ein, ging an Elternabende, schrieb Gesuche für Freitage. «Ich verstehe Deutsch. Ich war aber nie sicher, ob ich wirklich alles richtig verstanden hatte.» Wenn sie mit der Lehrerin Kontakt hatte, schrieb sie ihr Anliegen zuerst auf Deutsch auf und dann auf Französisch, damit sie sicher verstanden wurde.
Das Schulsystem erklären - und die Schweizer Kultur
Seit dem letzten Herbst hat Silvia nun Hilfe. «Copilotin» Jeannine Eggel unterstützt sie ein- bis zweimal pro Monat. Füllt Formulare auf, erklärt den Kindern die Hausaufgaben, geht mit an Elternabende. «Ich bewundere Silvia, was sie alles alleine auf die Reihe kriegt und organisiert», sagt die Primarlehrerin aus dem Wallis. «Mein wichtigster Beitrag zur Unterstützung ist, dass ich da bin, dass ich ihr zuhöre und ihr sage, wie gut sie sich macht.»
Neben der sprachlichen Übersetzungshilfe muss Jeannine Eggel auch die Schweizer Kultur erklären. Als Beispiel nennt sie Kindergeburtstage: «In Afrika sind immer alle eingeladen, in der Schweiz lädt man die eine Tochter ein, die andere nicht.» Mit ihren Erklärungen leistet Jeannine Eggel einen Beitrag zur Integration der Familie.
Beliebtes Angebot
Hinter dem Projekt «Copilot» steht die Zürcher Caritas. Projektleiterin Samantha Sengupta hat die niederschwellige Hilfe auf die Beine gestellt. Ein Pilotprojekt, finanziert vom Bund, angelegt auf drei Jahre. «Ursprünglich war das Projekt gedacht für 18 Familien, unterdessen haben wir 30», sagt Samantha Sengupta. Das Ziel sei, die Eltern zu stärken, sie selbständiger zu machen, und damit den Kindern den Einstieg in die Schule zu erleichtern. «Unsere Freiwilligen sollen alle Massnahmen unterstützen, welche die Bildungschancen der Kinder erhöhen», sagt Samantha Sengupta.
Das Projekt «Copilot» läuft noch bis 2018. Danach fällt die Finanzierung durch den Bund weg. Doch Samantha Sengupta ist zuversichtlich, dass sie neue Unterstützung findet – unter anderem auch bei Stadt und Kanton Zürich.
* Zur Wahrung der Privatsphäre nennen wir nur den Vornamen.
(simd; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 12:03 Uhr)