Aufbruchstimmung an der Schipfe in der Zürcher Altstadt, am Mittwoch, kurz vor Mittag: Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch und fast der gesamte Stadtrat in mittelalterlichen Kostümen, Zünfter und Schiffleute versammeln sich für die traditionelle Hirsebreifahrt.
Die Hirsebreifahrt 2016 von Zürich nach Strassburg
Dann heisst es: Einsteigen in die vier Holzboote und Platz nehmen auf den Bänken. Böllerschüsse aus Kanonen sind das Startzeichen, und unter dem Applaus der Zuschauer geht es los. Die dreitägige Route bestimmen die Flüsse: Zuerst geht die Fahrt auf der Limmat von Zürich nach Baden, dann die Aare hinunter, später geht's weiter auf dem Rhein, und das letzte Stück nach Strassburg legen die Boote auf der Ill zurück.
Eine Tradition aus freundschaftlicher Verbundenheit
Die Hirsebreifahrt wurde erstmals 1456 durchgeführt. Die beiden Städte Zürich und Strassburg waren einander politisch, wirtschaftlich und militärisch verbunden. Um die freundschaftliche Verbundenheit zu pflegen, wurden damals Zünfter und Schifferleute eingeladen. Die abenteuerliche Fahrt in einem Weidling dauerte im Mittelalter zwanzig Stunden. An Bord transportierten sie einen Topf Hirsebrei, ein Geschenk für die Strassburger. Die Legende sagt: Der Hirsebrei war bei der Ankunft noch warm.
Neue Zeiten, neue Sitten
Die Hirsebreifahrt von Zürich nach Strassburg ist bis heute ein beliebter alter Brauch. Organisiert wird die Vergnügungsfahrt heute vom Limmat-Club Zürich und der Zunft zur Schiffleuten. Allerdings dauert die Fahrt heute drei Tage. Von Zürich nach Strassburg sind 29 Hindernisse zu überwinden, beispielsweise Kraftwerke oder Schleusen. Auch der Hirsebrei wird nicht auf den Booten mitgeführt. Der wird kurz vor Strassburg aufs Boot geliefert. Was jedoch bis heute gleich ist: Wenn die Reisenden in Strassburg ankommen, werden die Zürcher mit einem Volksfest gefeiert.