Es ist eine Fussballmannschaft, wie es sie so schnell kein zweites Mal gibt: Gefangene aus 16 Nationen, alle zwischen 20 und 50 Jahre alt, spielen in der Strafanstalt Pöschwies unter Trainer Marcel Kästner Fussball. Zwar in keiner offiziellen Liga, aber trotzdem gegen prominente Gegner: Der FC Zürich, GC oder kürzlich der FC Schaffhausen stehen auf ihren Matchlisten.
Für einen Platz in der Mannschaft gibt es lange Wartelisten. Der Club habe eine hohe Bedeutung innerhalb der Gefängnismauern, sagt Kästner: «Bei uns können die Gefangenen lernen, dass sie in einer Mannschaft Erfolg haben können und Geborgenheit finden.»
Der FC Pöschwies hat immer Heimvorteil. Die Gefangenen spielen nämlich niemals ausserhalb der Gefängnismauern. Einerseits aus Sicherheitsgründen, andererseits würde es die Bevölkerung auch nicht verstehen, wenn seine Mannschaft in der Schweiz herumreisen würde, ist Kästner überzeugt.
Anfangs haben die Zuschauer eher den Gegner angefeuert, unterdessen jubeln die 80 bis 100 Gefangenen am Spielfeldrand für uns.
Die Gegner seien bei Spielbeginn zwar jeweils etwas zurückhaltend, wenn nicht sogar ängstlich. Schliesslich stehen sie verurteilten Schwerverbrechern gegenüber. Nach etwa einer Viertelstunde werde die Stimmung auf dem Platz jedoch immer gelöster, sagt Marcel Kästner. Die Gegner würden merken, dass auch ein Spiel gegen Häftlinge einfach ein Fussballspiel sei.
Wir bekommen von den Gegnern auch Komplimente für unser faires Spiel.
Kästner kann sich in seinen 14 Jahren als Trainer an einen einzigen, negativen Zwischenfall erinnern: Als ein Spieler den Schiedsrichter so unflätig beschimpfte, dass er die rote Karte erhielt und vom Platz gestellt wurde. Es war ein Spieler der gegnerischen Mannschaft.