Es begann, wie so vieles, als Bieridee. Der Mitgründer der Kurzfilmtage, Rolf Heusser, erzählt: «Ich sass mit einem Freund aus dem Filmclub bei einem Bier, da haben wir uns entschieden. Wir wollten nicht immer nur Festivals besuchen, sondern selber eines auf die Beine stellen.»
Das Umfeld habe gepasst, so Rolf Heusser. Mitte der neunziger Jahre war die Kulturszene in Winterthur ohnehin im Aufbruch. Was noch fehlte, war eine Plattform für Kurzfilme. Darum habe man sich dafür entschieden, so Heusser: «Es ist eine komprimierte Form. Wenn jemand einen Kurzfilm macht, muss er eine gute Geschichte erzählen und auf den Punkt kommen.»
So kam es, dass die Winterthurer Kurzfilmtage im November 1997 ihre Premiere feierten. Es kamen 750 Zuschauerinnen und Zuschauer.
Damals war Heusser noch nicht überzeugt, dass das Festival ein derartiger Erfolg wird: «Wir haben einfach angefangen, völlig improvisiert. Dann kamen jedes Jahr mehr Leute, und wir konnten nicht mehr aufhören.» Mittlerweile sind die Kurzfilmtage zu einem Grossanlass mit 17'000 Eintritten angewachsen.
Keine Chefs und geschmuggelte Filme
Auch die Organisation hat sich stark gewandelt. In den ersten zehn Jahren kamen die Kurzfilmtage noch ohne künstlerische Leitung aus. Rolf Heusser blickt zurück: «Wir waren das grosse Festival der Basisdemokratie, das einzige ohne Chef. Auch wenn es heimliche, informelle Chefs gab.»
Als der Anlass mit der Zeit immer grösser wurde, wurden auch die Debatten dementsprechend länger: «Am Ende diskutierten wir nächtelang über irgendwelche Details. Da merkten wir, dass es eine Teilprofessionalisierung braucht, dass es nicht mehr rein auf ehrenamtlicher Basis geht.»
Heute wird das Festival von einer Direktion geleitet, und es gibt eine Geschäftsstelle.
Von den Ursprungsjahren geblieben ist bis heute die internationale Ausrichtung. Es gab jedes Jahr Gastländer. Bei der ersten Ausgabe 1997 war es Polen.
Die Filme gelangten sehr «unbürokratisch» nach Winterthur, erinnert sich Rolf Heusser: «Ein Mitarbeiter des Festivals kannte das Land. Also reiste er nach Polen, packte seinen Koffer voll Filme und reiste mit diesen Streifen schwarz über die Grenze.» Dasselbe habe man in Kuba gemacht – ohne Konsequenzen.