Seit 28 Jahren wird die Stadt Zürich von einer rot-grünen Mehrheit im Stadtrat regiert. Neun Jahre davon amtet Corine Mauch nun als Stadtpräsidentin. Es sei an der Zeit für einen Wechsel, erklärte ihr Herausforderer Filippo Leutenegger (FDP) gleich zu Beginn des Podiums im NZZ-Foyer: «Rot-Grün ist bequem geworden».
Diesen Vorwurf liess Corine Mauch (SP) nicht auf sich sitzen. Die Bürgerlichen würden die Erfolge der Stadt Zürich schlecht reden: «Unserer Stadt geht es ausgezeichnet!»
Dem wollte Andreas Hauri (GLP) eigentlich auch nicht widersprechen. Nun brauche es neue Köpfe in der Regierung: «Mauch und Leutenegger stehen für die beiden Blöcke links und rechts. Die Menschen mit gesellschaftsliberalen Werten werden in der Stadtregierung nicht vertreten.»
Steuern senken oder mehr investieren?
In der von Irène Troxler (NZZ) und Hans-Peter Künzi (SRF) moderierten Diskussion kritisierte Filippo Leutenegger, der Stadtrat habe beim Finanzdebakel der Stadtspitäler Triemli und Waid zu viele strategische Fehler gemacht. Corine Mauch beteuerte, die Stadtregierung habe daraus gelernt.
Uneinig waren sich alle drei Kandidaten in Sachen Steuern und Schuldenabbau. Leutenegger plädierte für eine Steuersenkung, um insbesondere das Gewerbe zu entlasten, und warf der Stadtregierung vor, Steuergelder zu verschwenden. Mauch erklärte, die Stadt müsse weiterhin genügend in die Infrastruktur investieren, da die Stadt stetig wachse. Andreas Hauri wiederum mahnte die Runde, die fünf Milliarden Schulden der Stadt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Streitpunkt Wohnpolitik
Redebedarf gab es vor allem beim Thema Wohnpolitik. Filippo Leutenegger warf Corine Mauch vor, mit ihren rot-grünen Stadtratskollegen Klientelpolitik zu betreiben. «Es sind nicht die Bedürftigen, die die Wohnungen erhalten.» Diesen Vorwurf wies Corine Mauch zurück: «In jeder zweiten städtischen Wohnung leben Menschen mit einem unterdurchschnittlichen Einkommen.»
Andreas Hauri - Mister Digital
Bereits bei der Lancierung seiner Wahlkampagne hatte Andreas Hauri angekündigt, er werde die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben. «Die Stadt Zürich hat eine Chance verpasst.» Auch diesen Vorwurf wies Corine Mauch zurück, um gleich zu betonen: «Wir müssen auch für diejenigen Menschen da sein, die Angst vor der Digitalisierung haben.»
Insgesamt dauerte die Veranstaltung gut 90 Minuten. Auffällig war, wie sachlich die Diskussion (dieses Mal) verlief, insbesondere zwischen Corine Mauch und Filippo Leutenegger. Man kennt sich halt gut nach vier Jahren.