Endlich ist er da: Der Raum für alle, der 80 Meter über Zug thront. Zur Feier des Projektabschlusses haben der Stadtrat und weitere Vertreter der Behörden zu einem Medienrundgang eingeladen. Sie wollen den neuen Gemeinschaftsraum im Dachgeschoss des Parktowers der Öffentlichkeit präsentieren.
Streikender Aufzug
Doch: Der Aufzug will offenbar nicht. Er weigert sich, in den 24. Stock zu fahren, obwohl Vertreter der Stadt eine speziell dafür programmierte Besucherkarte in den Händen halten. Der Abwart eilt mit einer Notlösung zur Hilfe. Er bringt den Aufzug dazu, in den 23. Stock zu fahren; die letzte Etage muss zu Fuss erklommen werden. Diese kleine Panne zur Eröffnung des Raumes scheint symptomatisch für seine lange und verworrene Geschichte.
Die Idee klang prickelnd, als der Zuger Stadtrat vor über 10 Jahren verkündete, die oberste Etage des Parktowers der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Was darauf folgte, war weniger prickelnd. Das Stadtparlament konnte sich lange nicht einigen, wie und für wie viel Geld dieser 24. Stock ausgebaut werden soll; der Eigentümer wechselte kurz vor der Hochhaus-Planung; und die Stadtregierung war kurz davor, den Bettel hin zu werfen. Der Raum stand jahrelang leer.
Eine bekehrte Stadträtin
11 Jahre und 460'000 Franken später wird der Gemeinschaftsraum über den Dächern von Zug nun der Öffentlichkeit zugänglich. Er ist schön geworden. Die hohen Fenster erlauben eine unvergleichliche Aussicht auf die ganze Stadt und den Zugersee. Der Boden ist aus teurem Parket und die Wände sind aufwändig mit Spiegel und Holz-Lamellen verziert.
Stadträtin Eliane Birchmeier steht da und schwärmt von der Auskleidung mit Kirschholz. Sie ist eine Bekehrte. Als sie noch im Stadtparlament sass, gehörte sie zu den Leuten, die sich gegen einen öffentlichen Raum im Parktower wehrte. Dann wurde sie in die Stadtregierung gewählt und musste als Baudirektorin das Projekt vorantreiben. «Ab dem Zeitpunkt, da ich in die Regierung eingezogen bin, stand ich dahinter.»
Was schiefgehen kann, geht schief
Der Raum gehört ausschliesslich der Stadtzuger Bevölkerung, seinen Vereinen und Unternehmen. Die Mietkosten liegen zwischen 150 und 600 Franken, je nach Wochentag und Tageszeit, an der gebucht wird. Platz hat es für maximal 50 Personen. Beim Verwendungszweck denke sie an Trauungen, Geburtstage oder Sitzungen, sagt Eliane Birchmeier. Laute Partys seien wegen der angrenzenden Wohnungen nicht erlaubt.
«Die Nachbarn sollen möglichst wenig von den Gästen im Gemeinschaftsraum mitbekommen. Deshalb fährt der Aufzug direkt in den 24. Stock.» Vorausgesetzt, er funktioniert. «Murphy's Law», kommentiert Birchmeier die kleine Panne zu Beginn der Eröffnung. Was schiefgehen kann, geht schief.