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Zukunftspläne für Strassendorf Origen will Mulegns als «Kulturdorf» am Julier etablieren

Wieso Mulegns? Das Dorf an der Julierpassstrasse habe ihn schon immer fasziniert, sagt Giovanni Netzer, umtriebiger Kopf der Kulturstiftung Origen. «Wenn man über Reisen und Emigration nachdenken möchte, dann ist Mulegns ein guter Ort dafür». Letztes Jahr gewann Origen den Wakkerpreis für den vorbildlichen Umgang mit der Baukultur im Nachbarsdorf Riom. Diesen Schwung wolle man nutzen, um das Projekt in Mulegns voranzutreiben.

Die Pläne: Die Stiftung möchte zwei historische Gebäude kaufen. Erstens das Post Hotel Löwe, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts laut Recherchen der Stiftung illustre Gäste beherbergte. So beispielsweise den amerikanischen Präsidenten Grover Cleveland. Zweitens das «Weisse Haus», die Villa des Zuckerbäckers Jean Jeghers, der in Bourdeaux zu Geld gekommen war. Aus den Gebäuden soll ein «einzigartiges innovatives Kulturdorf» entstehen «Wir sind auf der Suche nach einer neuen Form, ein Ballenberg soll nicht entstehen», sagt Netzer dazu. Ziel sei, den Geschichten des Ortes Raum zu geben.

Die Kosten: Bis im August will Origen 5,6 Millionen Franken für die erste Etappe des Projektes sammeln. 2,5 Millionen Franken seien bereits in Aussicht gestellt. Der Betrag beinhaltet den Kauf der Häuser und dringende Arbeiten, die Verschiebung, die Inventarisierung historischer Objekte und die weitere Planung. Die eigentliche Sanierung der Gebäude schätzt die Stiftung heute auf weitere zehn Millionen Franken. Die Zeit drängt. Eine Verschiebung des Gebäudes muss bald passieren, denn Ende Jahr geht die Julierstrasse an den Bund über, der keine Projekte übernehme, heisst es beim Tiefbauamt.

Die Überraschung: Teil der Pläne ist auch die Erfüllung eines jahrzehntealten Wunsches des Kantons. Das «Weisse Haus» soll um einige Meter verschoben und damit der Engpass der Julierstrasse in Mulegns beseitigt werden. Es sei eine gute Lösung, sagt Reto Knuchel, Leiter des Bündner Tiefbauamts: «Ziel war immer, den Engpass in Mulegns zu beseitigen». Was erstaunt: Bereits im November hatte der Kanton eine Lösung präsentiert, diese Pläne nun aber verworfen.

Die Kritik: Kritische Worte kommen vom Bündner Heimatschutz. Geschäftsführerin Ludmila Seifert lobt zwar die Idee von Origen, das Dorf mittels der historischen Gebäude wiederzubeleben. Doch sie kritisiert die Verbreiterung der Strasse. Es sei klar, die Strasse sei an dieser Stelle nicht für den heutigen Verkehr gemacht. «Aber die Frage ist, ob wir die Dörfer dem Verkehr opfern müssen oder ob es auch Lösungen gibt, Ortsbild und Verkehr aneinander vorbeizubringen», sagt Seifert. So sei beispielsweise denkbar, mit einem Ampelsystem den Verkehr an der engen Stelle einspurig zu führen.

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