Im freiburgischen Bösingen an der Grenze zum Kanton Bern gibt es nur eine deutschsprachige Schule. Als eine Familie aus dem Waadtland dorthin zog, wollten die Eltern ihre Kinder aber in der Nähe von Freiburg einschulen – wegen der Sprache. Freiburg ist jedoch rund 20 Kilometer weit weg von Bösingen. Die Behörden waren deshalb gegen diesen Schulwechsel.
Erziehungsdirektor auf Seite der Eltern
«Obwohl wir Nachhilfe anboten, wollten die Eltern, dass die Kinder die Schule wechseln», erinnert sich Gemeinderat Marius Fux. Mit einem Schulwechsel können sich die Kinder aber nicht im Dorfleben integrieren, fand der Gemeinderat. Die Schulinspektorin stützte diese Argumentation und lehnte die Anfrage ab. Die Familie legte beim Freiburger Erziehungsdirektor Rekurs ein. Er liess den Schulwechsel zu. Für Marius Fux birgt dies eine Gefahr. «Ich fürchte einen Sprachtourismus.» Im ganzen Kanton Freiburg könnten nun Schülerinnen und Schüler aus Sprachgründen die Schule wechseln.
Wir wollten keinen Gerichtsentscheid provozieren.
Andy Maag, Amtsleiter der deutschsprachigen Schulen argumentiert mit dem Bundesgesetz. «Das Bundesgericht wiegt die Sprachenfreiheit sehr hoch.» Man habe keinen weiteren Gerichtsentscheid provozieren wollen. Doch Fälle wie in Bösingen kämen selten vor, sagt Andy Maag. «Anfragen für einen Schulwechsel gibt es vor allem entlang der Sprachgrenze, also in Murten oder der Agglomeration Freiburg.»
Günstiges Bauland lockt
Eine Gemeinde mit zwei bis drei Schulwechseln pro Jahr ist Tentlingen. Die Gemeinde grenzt an Marly. Aus dieser französischen Gemeinde ziehen vermehrt Familien nach Tentlingen. «Wir haben günstiges Bauland und günstige Wohnungen», sagt Gemeinderätin Isabelle Portmann. Viele Eltern, die ihre Kinder nicht am Wohnort einschulen, seien sich der Konsequenzen jedoch nicht bewusst, sagt Isabelle Portmann. Sie müssten einen Teil des Schulgeldes zahlen und den Transport selber übernehmen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03 Uhr/17:30 Uhr)