Rodersdorf im Solothurner Schwarzbubenland: Eine Gemeinde mit 1300 Einwohnerinnen und Einwohnern, an der französischen Grenze, ganz in der Nähe der Stadt Basel. Am Dorfrand stehen Familiengärten, mit kleinen dreieckigen Häuschen. Seit den 60er-Jahren gibt es diese Siedlung, die Kolonie hat inzwischen über 100 Häuschen.
Das sind zu viele. Findet zumindest das Bundesamt für Raumentwicklung. Auf der Website des Bundesamtes leuchtet Rodersdorf auf einer Karte blau auf. Das heisst: Der Anteil an Zweitwohnungen ist zu hoch. 22 Prozent. Seit Annahme der entsprechenden Volksinitiative 2012 gilt eine Obergrenze von 20 Prozent. Die Häuschen in den Familiengärten zählen als Zweitwohnungen, genau wie Ferienwohnungen in Leukerbad oder Davos.
Schwierige Definition von Zweitwohnungen
Karin Kälin, die Gemeindepräsidentin von Rodersdorf, ist überrascht darüber. «Plötzlich erhalten wir die Nachricht, dass wir mehr als 20 Prozent Zweitwohnungen haben.» Die Kommunalpolitikerin ist damit nicht einverstanden.
Natürlich sei es möglich, dass im Sommer mal jemand in seinem Garten-Häuschen übernachte. Grundsätzlich seien die Gebäude aber nicht bewohnbar. Sie hätten kein Badezimmer, im Winter werde das Wasser abgestellt. Der Bund sieht es anders: Sobald in einem Gebäude eine Küche installiert sei, zähle es als Wohnung. Und als Küche gilt auch eine mobile Herdplatte, heisst es auf Anfrage in Bern.
Was bedeutet das für Rodersdorf? Müssen die Häuschen in den Schrebergärten nun weg? «Nein, wir müssen nichts zurückbauen», beruhigt die Gemeindepräsidentin.
Das Problem wird sich lösen
Karin Kälin hofft sogar, dass Rodersdorf bald nicht mehr auf der Karte des Bundesamt für Raumentwicklung aufscheint. «Vielleicht schaffen wir es ja, dass der Bund die Häuschen in diesem Areal nicht mehr als Zweitwohnungen zählt. Aber das dürfte ein längeres Prozedere sein.» Zudem würden in Rodersdorf ja auch neue Erstwohnsitze gebaut. Damit falle der Anteil Zweitwohnungen wohl bald wieder unter die magische Grenze von 20 Prozent.
Klar ist aber: Neue Zweitwohnungen darf man in Rodersdorf – genau wie in Davos oder Leukerbad – keine mehr bauen. Karin Kälin lacht. Das komme dann doch relativ selten vor. «Wir sind kein touristischer Hotspot.» Auch wenn die Karte des Bundes betreffend Zweitwohnungen etwas anderes suggeriert.