Zum Inhalt springen

Partnersuche vor Tinder & Co. Dating à la 1990

Heute nützen Singles Datingapps. Im vordigitalen Zeitalter war die Partnersuche einiges aufwändiger. Wir haben im Archiv Beispiele aus den 1990er Jahren gefunden.

Zwei Zentimeter zu klein

Partnersuche per Zeitungsinserat war damals beliebt, konnte für Unentschlossene aber mühsam sein. Die Sendung «Ratgeber» zeigte 1992 einen Mann, dem eine Annonce grosses Kopfzerbrechen bereitete. Sein Problem: «Sie schreibt, sie sei 1,72 gross – und ich bin nur 1,70». Ergebnis: Der Mann reagierte nicht aufs Inserat, weil er sich keine Chancen ausrechnete.

Kai Pflaume geht «all in»

Für Extrovertiertere gab es das TV-Format «Herzblatt». Pro Sendung erkoren ein Mann oder eine Frau mittels Fragen unter drei Personen hinter einer Trennwand ein Date. Auch Kai Pflaume – später selbst Showmaster – versuchte als junger Mann sein Glück. Er wurde gewählt, verliebte sich – und gestand in der nächsten Folge: «Wenn sie gesagt hätte, wir können gleich heiraten, hätte ich wohl zugesagt.»

Noch mehr Gesprächsstoff

Box aufklappen Box zuklappen

Schöner in den Tag starten: Mit dem SRF Newsletter gibt es jeden Morgen Gesprächsstoff, Analysen und ein Aufsteller direkt ins Postfach geliefert.  Jetzt hier abonnieren.

Blind ins Liebesglück

In den 1990ern erreichte ein neuer Trend aus den USA die Schweiz: Blind Dates. Ein Bericht von «10 vor 10» porträtierte ein Paar, das sich dank der neuen Methode gefunden hatte. Euphorisch beschrieb die Frau das Gefühl, als er erstmals vor ihr stand: «Momol, das isch emol öppis Rächts!»

Gaunernummer 156

Vor drei Jahrzehnten boomten Telefondienste mit Namen wie «Partnerline», «Kontaktplausch», «Tele-Date» oder «Single-Phone». Allen gemeinsam: Ihre Nummer begann mit 156, sie versprachen neue Bekanntschaften – und ein Anruf kostete zwei Franken pro Minute. Der «Kassensturz» zeigte, dass viele der 156er-Nummern nur auf Abzockerei ausgerichtet waren.

Kommerz als Störfaktor

Weil Dating lukrativ war, trieben auch Partnervermittlungs-Firmen teils Schindluder. Einige Vertreter der Zunft zogen mit gefälschten Annoncen der Kundschaft das Geld aus der Tasche.

Gepflegt zugeschnitten

Der Blick zurück ist auch eine Begegnung mit heute nicht mehr gebräuchlichen Formulierungen. Was ihr vorschwebte, beschrieb eine ältere Single-Frau 1990 so: «Ein gepflegter Herr, der fröhlich ist». Ein jüngerer Mann wiederum suchte «eine Partnerin, die auf mein Leben zugeschnitten ist».

Besagter Mann organisierte bei sich zu Hause Fondue-Partys, um Frauen kennenzulernen. Seine Überlegung: «70 Prozent der Bekanntschaften werden im Geschäft gemacht. Als Selbständiger komme ich nie unter Leute und mache Einladungen, um so mein Manko zu kompensieren.» Damit beherzigte er genau jenes proaktive Vorgehen, welches ein Partnerschaftsexperte damals in einer TV-Sendung empfahl. Sein simples Credo lautete: «Das Telefon läutet nicht einfach so.»

Der heutige Trend

Noch immer ist bei der Partnersuche ein aktives Vorgehen gefragt, doch Dating ist weniger aufwändig als einst. Aber wie verbreitet sind Tinder & Co. genau?

Die Sendung «Wie tickt die Schweiz» fragte kürzlich: «Wer war schon mal oder ist aktuell mit jemandem zusammen, den er/sie auf einer Online-Dating-Plattform kennengelernt hat?» Das Resultat: 30 der 100 zufällig ausgewählten Personen waren oder sind in einer solchen Partnerschaft.

Wie tickt die Schweiz, SRF 1, 16.3.2024, 20:10 Uhr

Meistgelesene Artikel