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© Delphine Jouandeau
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«Loyalitäten» von Delphine de Vigan

Théo, noch keine 13 Jahre alt, sucht im Alkohol Flucht vor der Realität. «Loyalitäten» von Delphine de Vigan zeigt uns auf erschütternde Weise, wie ein Kind zwischen seinen geschiedenen Eltern aufgerieben wird. Im Gespräch erzählt die Autorin auch, wie sie selber dieses Spannungsfeld erfahren hat.

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Jeden Freitag wechselt Théo sein Wochendomizil; sieben Tage lebt er beim Vater, sieben Tage bei der Mutter. Und früher, als er noch nicht selbständig von einem Ort zum anderen pendeln konnte, vereinbarten die zerstrittenen Eltern einen Treffpunkt zur Übergabe: beide warteten stumm auf ihrer Seite. Und Théo wurde losgeschickt, «als wäre er eine gegen eine unbekannte Ware ausgetauschte Geisel».

Théo erzählt der Mutter nicht, dass ihr Ex-Mann den Job verloren hat, tagelang im Bett bleibt und dem Sohn die Besorgung des Haushalts überlässt. Dieses Schweigen ist Théo dem Vater schuldig, denn er weiss, wie schnell dieser das Sorgerecht verliert. Niemand erkennt die Not und Überforderung des Kindes – ausser die Lehrerin, die intuitiv spürt, dass sie rasch handeln muss.

Raffiniert lotet Delphine de Vigan auch die dunklen Seiten von Loyalität aus, zeigt uns andere Menschen in Théos Umfeld mit eigenen inneren Konflikten und baut eine fast unerträgliche Spannung auf: das Publikum ahnt, dass sich hier eine Katastrophe anbahnt. Einmal mehr beweist die französische Erfolgsautorin, wie gut sie sich im Seelenleben von Kindern und Jugendlichen auskennt.

Luzia Stettler hat mit Delphine de Vigan über die Hintergründe von «Loyalitäten» gesprochen.

Buchhinweis:
Delphine de Vigan. Loyalitäten. Dumont, 2018. Aus dem Französischen von Doris Heinemann.

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