Zum Inhalt springen

Header

Audio
Rote Schuhe darf unter den katholischen Würdeträgern allein der Papst tragen. Der päpstliche Lieferant Gammarelli präsentiert ein burgunderrotes Paar im Schaufenster.
Keystone
abspielen. Laufzeit 6 Minuten.
Inhalt

Des Papstes neue Kleider

Heute macht sich die Kardinalsversammlung im Vatikan daran, einen neuen Papst zu wählen. Sobald der Entscheid gefällt ist, wird sich dieser blitzschnell umziehen müssen, bevor er den Balkon betritt und sich erstmals im Amt zeigt.

Allzu individuellen modischen Spielraum hat ein Papst nicht: Freizeitmode wie Jeans, Kapuzenjäckchen und Turnschuhe kommen für einen Papst genauso wenig in Frage wie die weltliche Symbolik von Anzug und Krawatte.

Standard sind die weisse Soutane mit den 33 Knöpfen, das weisse Zingulum um den Bauch, die rote oder weisse Mozetta über den Schultern und der Piloleus auf dem Kopf. Dazu kommen dann allerhand Sonderfälle und liturgische Gewänder, die sich zum Teil wieder nach den Farben des Kirchenjahres ändern.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI war ein strammer Konservativer, aber auch ein modischer Erneuerer. So hat er eine Reihe von vergessen geglaubten Klassikern aus der Mottenkiste geholt und in die Neuzeit geführt, etwa die prächtige Dalmatik oder den Camauro, ein kleines rotes Wintermützchen mit Pelzkragen, mit dem er ein bisschen wie ein Samichlaus aussah.

Das Interesse des Papstes an Kleidung habe nichts mit Mode zu tun, liess der Vatikan aber einmal verlauten, sondern mit der Liturgie und deren Symbolen. „Der Papst trägt nicht Prada, sondern Christus, hiess es. Die Schuhe des Papstes sind auch nicht von Prada, sondern von einem Schuster namens Adriano Stefanelli aus Novara, der die Schuhe für den Papst umsonst herstellt und dafür explizit kein Geld annimmt - zumindest nicht vom Papst. Rot sind die Schuhe, um an das Blut Christi zu erinnern.

Die „Investitur eines neuen Papstes übernimmt in aller Regel die Schneiderei Gammarelli in Rom, wo jetzt schon die Kleider des neuen Papstes im Schaufenster gezeigt werden. Der in sechster Generation geführte Betrieb hat seit einer Woche schon drei komplette Papst-Ausstattungen ausgestellt, je in den Grössen S, M und L.

Schliesslich wird bis zur letzten Minute nicht klar sein, welche Statur der neue Pontifex haben wird. Allerdings hat auch der verhasste Mitbewerber Euroclero die entsprechenden Ensembles vorbereitet. Eine dieser je drei Garnituren von zwei Herstellern wird zum Einsatz kommen, wenn das nächste Konklave beendet ist und der weisse Rauch aus dem Kamin steigt.

Ein aktuelles Mode-ABC des Papstes - von A wie Albe bis Z wie Zingulum.

A wie Albe - Die Unter- oder Leibwäsche des Papstes, also der Unterrock aus Leinen, der unter die Soutane kommt - es gibt aber auch die Albe, die drüber getragen wird, als liturgisches Gewand, und die sieht dann aus wie ein Taufhemd.

C wie Camauro - Ein eigenartiges rotes Samtmützchen, das mit weissem Hermelinspelz gefüttert ist und den Kopf des Papstes in den kalten Wintermonaten warm hält.

C wie Chorhemd - das sind diese eigenartig feminin wirkenden, halblangen Spitzenhemden, die der Papst für den liturgischen Einsatz trägt. Sie können sehr kostbar sein.

D wie Dalmatik ... das ist ein recht weites, festlich geschmücktes Obergewand mit weiten Ärmeln, das zu hohen kirchlichen Festen getragen wird und in der Farbe variieren kann.

E wie Euroclero - Der kirchliche Serienausstatter errang 2005 mit der Ausstattung von Benedikt XVI die höchsten Weihen und gilt als scharfer Konkurrent des päpstlichen Traditionsschneiders Gammarelli in Rom.

F wie Ferula - Den mit einem grossen Kreuz geschmückten Stab darf in der katholischen Kirche nur der Papst tragen.

G wie Gammarelli - Seit 1798 fertigt der römische Traditionsschneider die päpstlichen Roben - nur der abgetretene Benedikt XVI gab dem billigeren Konkurrenten den Vorzug. Vor dem Konklave zeigt Gammarelli jeweils die neuen Papstroben in drei Grössen in seinen Schaufenstern.

M wie Mantello - der rote Mantelumhang des Papstes kann bis zum Boden reichen und den Pontifex bei einem Windstoss wie einen roten Batman aussehen lassen.

M wie Mitra - Die päpstliche Mitra besteht aus zwei oben spitz zulaufenden, mit Stoff überzogenen Platten, die an den Seiten vernäht sind. Sie kann aus weisser Seide, Leinen, Goldbrokat oder für sehr hohe Feste gar aus Stickereien mit Perlenschmuck sein. Auch die Höhe der Mitren kann variieren.

M wie Mozetta - Ein kleines, bis zu den Ellbogen reichendes Cape, das rot ist und in der Osterzeit auch weiss sein kann und über der Soutane getragen wird. Es kann eine Borte aus Hermelinspelz haben.

P wie Pallium - Das breite Lammswollband mit den sechs aufgestickten Kreuzen, das der Papst über die Schultern legt - die Kreuze symbolisieren die Wundmale Christi.

P wie Pektorale - Das massive Brustkreuz des Papstes wird an einer goldenen Schnur oder Kette befestigt.

P wie Piloleus - Das weisse Scheitelkäppchen sitzt auf dem Hinterkopf des Papstes und ist der jüdischen Kippa oder dem Schweizer Sennenkäppi nicht unähnlich.

P wie Prada - Die Schuhe des Papstes sind entgegen einer weit verbreiteten Theorie nicht von Prada, sondern von einem Schuster namens Adriano Stefanelli aus Novara, der die „Campagi für den Papst umsonst herstellt und dafür explizit kein Geld annimmt - zumindest nicht vom Papst. Rot sind die Loafers, um an das Blut Christi zu erinnern.

S wie Saturno - Im Sommer schützt ein breitkrempiger roter Strohhut, benannt nach dem Planeten Saturn, den Papst vor der Sonne.

S wie Soutane - Das ist das typische, lange weisse Alltagsgewand des Papstes, das vorne 33 Knöpfe hat, die an die 33 Lebensjahre von Jesus Christus erinnern. Die Soutane des Papstes ist grundsätzlich weiss die Farbe soll Unschuld und Reinheit darstellen. Kardinäle tragen Purpurrot, Bischöfe Violett und Priester Schwarz.

T wie Tiara - Der ursprünglich höchste Hut des Papstes, der eine ovale Form wie ein verziertes Osterei hat, den aber seit Paul VI kein Papst mehr getragen hat.

Z wie Zingulum - Das breite Band, das der Papst als Gürtel über der Soutane trägt. Wenn er wollte, könnte er dieses Band zusätzlich mit einem Subcinctorium (einem farbigen Stoffband) schmücken, was aber seit Jahrzehnten kein Papst mehr getan hat.

Mehr von «Stil-Tipp»