Eine Panne, die für Wikileaks das Aus bedeuten könnte.
Für die durch die Depeschen betroffenen Personen ist durch die Nichtzensur ihrer Namen eine möglicherweise lebensbedrohliche Situation entstanden. Die Enthüllungsplattform vermag offenbar vertrauliche Informationen nicht angemessen zu schützen. Der daraus resultierende Ansehens- und Vertrauensverlust könnte so gross sein, dass er kaum wiedergutzumachen ist.
Zeitungen funktionieren als Filter
In der Grösse und Bekanntheit von Wikileaks gibt es momentan keine alternative Plattform. Aber diese braucht es vielleicht gar nicht: Die Zusammenarbeit zwischen Zeitungen und Wikileaks bei der Veröffentlichung der diplomatischen Depeschen zu Irak oder Afghanistan hat gezeigt, wie geheime Daten verantwortungsvoll ausgewertet werden können. Die Zeitungen haben als Filter funktioniert, heikle Daten entfernt, aus der Datenflut ausgewählt und die Informationen in einen Zusammenhang gestellt.
Medien werden selbst zu Enthüllungsplattformen
Das Prinzip hat funktioniert und wurde zum Beispiel auch von Al Jazeera kopiert. Der arabische TV Sender hat eine eigene Plattform eröffnet, wo man vertrauliche Dokumente und Informationen hochladen kann. Daraus entstanden sind die so genannten «Palestine Papers», die einen Blick hinter die geheimen Verhandlungen zw. Israel und den palästinensichen Autonomiebehörden erlauben.
Zurück zum alten Enthüllungssystem
Das die traditionellen Medienhäuser die Aufgabe von Wikileaks übernehmen könnten, ist nichts Neues. Klassische Enthüllen wie die Pentagon Papiere oder Watergate haben bereits so funktioniert, traditionelle Medien haben Erfahrungen im Umgang mit solchen Informationen. Hinzu kommt, dass die allgemeine mediale Entwicklung ebenfalls in diese Richtung geht - Leserinnen und Leser werden vermehrt einbezogen und wirken bei der Entstehung von Geschichten mit.