Zum Inhalt springen

Header

Audio
Vielversprechend: Die Herbst / Winter Kollektion des Schweizer Jungdesigners Julian Ziegerli.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 59 Sekunden.
Inhalt

Schweizer Mode auf Mailänder Laufstegen

Vergangenes Wochenende hat der junge Schweizer Designer Julian Zigerli in Mailand seine Männermode präsentiert - auf Einladung von Tycoon Giorgio Armani!

Für den Newcomer ein Highlight seiner Karriere, aber auch ein wichtiger Moment für die Schweizer Mode, die international noch immer ein Nischendasein fristet. Ausser der St. Galler Marke Akris hat sich noch kaum ein Label auf die internationalen Bühnen gewagt, bzw. es geschafft, ausserhalb der Schweizer Grenzen auch Beachtung zu finden. Zwar ist Julian Zigerli erst am Anfang seiner Karriere und von den Strukturen her nicht mit dem Traditionsbetrieb Akris zu vergleichen, aber was die Aussenwirkung betrifft, ist er schon jetzt eine grosse Nummer.

Das Mailänder Teatro Armani, in dem Zigerli seine Kollektion zeigen durfte, ist so etwas wie der Heilige Gral der Mailänder Modeszene. Das Teatro Armani liegt in einem ehemaligen Industriegebiet im Südwesten der Stadt, welches inzwischen ein begehrtes Viertel für die Kreativen geworden ist.

Das Teatro Armani ist ein monumentaler Bau aus Beton, von grafischer Strenge und Klarheit, erbaut vom Star-Architekten Tadao Ando. Es hat eine an beiden Seiten steil aufragende Zuschauertribüne mit etwa 2'000 Plätzen. Hier zeigt normalerweise nur Giorgio Armani selbst seine Kollektionen. Der Mode-Titan - bald achzig Jahre jung - bemüht sich seit Kurzem aber auch darum, den Youngsters, die in Mailand einen schweren Stand haben, eine Bühne zu bieten.

Letzte Saison war es Stella Jean, eine tolle Designerin mit karibischen Wurzeln, davor der Italiener Andrea Pompilio. Jetzt hat er Julian Zigerli ausgesucht, der seine Kollektionen bis jetzt vor allem in der Schweiz und in Berlin zeigte. 

Wenn man die bisher erschienenen Kritiken anschaut, darf man schon sagen: Julian Zigerli hat sich in Mailand gut geschlagen. Die Berichte, die man jetzt schon lesen konnte, attestieren ihm einen frischen Blick auf die Männermode, ein zeitgenössisches Männerbild zwischen Sportswear und Exzentrik, sowie eine professionelle Inszenierung.

Julian Zigerli ist ein «digital kid», spielt also souverän mit den kommunikativen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters, und ist dennoch auch ein guter Handwerker und innovativer Designer.

Von den Mailänder Schlagzeilen wird der Jungdesigner sicherlich noch eine Weile zehren. Sie sind eine wichtige Währung, aber: Erfolg bei der Presse bedeutet in der Mode nicht automatisch auch den kommerziellen Durchbruch. Denn die internationalen Einkäufer schauen bei jungen Designern meist erst mal eine Weile zu, bevor sie ihn ins Sortiment aufnehmen. Diese Zeit muss der Designer vorfinanzieren und versuchen, nicht zu verzweifeln, wenn zwei Jahre lang keiner etwas bestellt.

Mehr von «Stil-Tipp»