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60 Jahre Expo 64 Was bleibt von der Landesausstellung 1964 in Erinnerung?

Futuristische Klänge, technischer Fortschritt und politische Filter. Drei der Hauptattraktionen faszinieren noch heute. Und auch im Hier und Jetzt findet man Spuren der Expo 64.

«Zu Land und zu Wasser, ein Spiegel der Heimat sein», das wollte die Expo 64 gemäss eigener Charta. Über 12 Millionen Besucher reisten im Sommer 1964 nach Lausanne.

Eine Komposition für Maschinen

Die frühen Sechzigerjahre gelten rückblickend als goldenes Zeitalter. Hochkonjunktur und Massenwohlstand beflügelten das Land. Der Musiker Rolf Liebermann blickte ironisch auf das Wirtschaftswunder Schweiz.

In seiner für die Expo komponierten «Symphonie des Echanges» brachte er die Waren und Geldströme zum Klingen. Doch nicht Instrumente spielten den «Techno der Landesausstellung». Es waren die Geräusche von 156 modernen Apparaten, die die Maschinerie in Büros, Läden und im Verkehr am Laufen halten. Vorgetragen wurde die Symphonie live, aber ohne Dirigent. Modern wie man war, wurde die Partitur in die Computersprache übersetzt, auf Lochkarten.

Das erste touristische U-Boot

Ein Wunder der Technik war auch der von Tiefseeforscher Jacques Piccard entwickelte «Mésoscaph». 33'000 Menschen tauchten während der Expo mit dem U-Boot an den Grund des Genfersees.

Die Aussicht dort unten? «Eine Enttäuschung.» So berichtete die Filmwochenschau 1964: «Auch die 18 Scheinwerfer mögen die Schlammfinsternis nicht zu durchdringen.»

Und tatsächlich war der Schmutz schon damals ein Thema. Piccards Sohn Bertrand erinnerte sich 2014 an den Wunsch seines Vaters: «Sein Ziel war es, möglichst viele Leute unters Wasser zu bringen, um sie für den Gewässer- und Umweltschutz zu sensibilisieren.»

Der zensurierte Riese Gulliver

Mitten im Gelände stand der Riese Gulliver. Die Märchenfigur sollte mit kritischen Fragen die Schweizer Volksseele ergründen. Doch Fragen wie «Soll die Schweiz neutral sein?» oder «Sind Sie für legale Abtreibungen?» waren dem Bundesrat zu heikel.

Zwar wurden an der Expo fleissig Fragebögen ausgefüllt. Doch war es eine abgeschwächte Version. Ein Delegierter aus Bern hatte im Vorfeld jede Frage kontrolliert, gestrichen oder umformuliert. «Das war ein politischer Filter, eine eigentliche Zensur», sagt Zeitzeuge und Soziologe René Levy.

Die Umfrage durfte auch nicht ausgewertet, geschweige denn publiziert werden. «Meinungsumfragen war man sich noch nicht gewohnt», so Levy. «Politiker sahen ihre Deutungshoheit infrage gestellt.»

Findet man in Lausanne noch Spuren der Expo 64?

Wie bei anderen Landesausstellungen wurden 1964 die meisten Attraktionen wieder zurückgebaut. Und doch sieht man am Lausanner Seeufer, sofern man es weiss, noch einiges, dass an die Expo 64 erinnert.

Ohne die Expo gäbe es die Parkanlagen und Seepromenade in ihrer heutigen Form nicht. Extra für die Landesausstellung wurde Land aufgeschüttet. Auch das Theater von Architekt Max Bill, die Pyramiden im Park und die Modelleisenbahn «p'tit train» wurden einst für die Expo gebaut.

Spuren der Expo 64 im Rest der Schweiz

Andere Objekte der Landesausstellung stehen heute im ganzen Land verteilt. Die Plastik «Heureka» rattert bereits seit 1967 in Zürich. In Flüelen hat die Skulptur «Rütlischwur» ihre neue Heimat gefunden. Selbst im Andachtsraum des Flughafens Zürich hängt ein Stück Expo: Eine Glocke, die 1964 Teil eines Glockenspiels war.

Und Piccards U-Boot? Das reiste nach 1964 als Touristen- und Forschungsschiff um die Welt. Später rostete es in Texas vor sich hin. 2014 wurde es restauriert und steht heute im Verkehrshaus in Luzern.

Was für Erinnerungen oder Geschichten verbinden Sie mit der Expo 64? Schreiben Sie es uns unten in die Kommentare!

Radio SRF 1, Radiotipp, 19.10.2024, 17:50 Uhr

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