Am 13. Februar 2022 entscheidet die Schweizer Stimmbevölkerung über die Initiative «Ja zum Tier- und Menschenversuchsverbot – Ja zu Forschungswegen mit Impulsen für Sicherheit und Fortschritt», kurz Tierversuchsverbots-Initiative.
Wer mit Tieren forscht, wird dem Tier in vielen Fällen Schaden zufügen: Es wird verletzt, krank gemacht und psychischem Stress ausgesetzt. Deshalb fordert die Initiative ein bedingungsloses Verbot von Tierversuchen. Zudem soll der Import von Produkten und Medikamenten, die mit Tierversuchen entwickelt wurden, verboten werden.
Initiative will auch klinische Medikamentenstudien verbieten
Auch klinische Studien noch nicht zugelassener Medikamente an gesunden Menschen, von den Initiantinnen «Menschenversuche» genannt, würden bei Annahme der Initiative verboten. «Die Menschenversuche liefern nur vage Durchschnittswerte», sagt Regina Möckli vom Unterstützungskomitee.
Die Menschenversuche liefern nur vage Durchschnittswerte.
Initiantinnen: «Tierversuche sind ineffizient»
Die Initianten argumentieren zudem, Tierversuche seien ineffizient: Die Körper von Tieren unterschieden sich zu stark von jenen der Menschen. Von 100 Wirkstoffen versagten 95 im Menschenversuch, trotz scheinbar erfolgversprechender Ergebnisse im Tierversuch.
«Schwere» Tierversuche nehmen zu
Fakt ist: Rund 600'000 Tiere pro Jahr werden in der Schweiz in Tierversuchen von Universitäten, Spitälern oder Pharma eingesetzt – Fische, Mäuse, Vögel, Katzen, Hunde oder Affen. Knapp ein Drittel davon müssen belastende Experimente über sich ergehen lassen.
Die schwersten Versuche des «Schweregrades 3» sind mit starken Schmerzen oder Angst, schweren Beeinträchtigungen und langfristigen Leiden verbunden. Während in den letzten Jahren die Anzahl der Tierversuche stark abgenommen hat, nehmen die besonders belastenden Versuche nach wie vor zu.
Mit dieser Initiative würden wir medizinisch gesehen zurück ins Mittelalter.
Gegnerinnen: «Zurück ins Mittelalter»
Forscherinnen und Forscher bezeichnen die Initiative aber als radikal: Ganz ohne Einsatz von Tieren sei im Moment wissenschaftlicher Fortschritt nicht möglich. Mit dem Importverbot für Medikamente, die mit Tierversuchen hergestellt wurden, würde sich die Schweiz ins Mittelalter zurückkatapultieren.
Bei einer Annahme gäbe es in der Schweiz keine neuen Medikamente, Therapien oder Impfstoffe mehr, weder für Menschen noch für Tiere. «Wir hätten keine Impfungen und kein einziges Antibiotikum mehr. Und auch keine Medikamente gegen schwere Krankheiten wie Krebs», befürchtet beispielsweise der Tierforscher Robert Rieben von der Uni Bern.
Schweiz hat eines der strengsten Tierschutzgesetze
Die Schweiz habe im internationalen Vergleich bereits eines der strengsten Tierschutzgesetze, argumentieren die Initiativ-Gegner. Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Zudem muss jeder Versuch vom kantonalen Veterinäramt und der jeweiligen Tierversuchskommission bewilligt werden. Würde die Initiative angenommen, wäre die Schweiz das erste Land, das komplett auf Tierversuche verzichtet.
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