Über 60’000 Personen folgen dem Profil «naturtalent_ch» auf YouTube, Instagram und Facebook. Das Profil wird vom Zürcher Bauernverband (ZBV) betrieben. Farmfluencerinnen und Farmfluencer zeigen dort in kurzen Videos ihren Arbeitsalltag.
Es geht primär darum, bei der Bevölkerung ein Verständnis dafür zu fördern, woher Lebensmittel kommen und was es braucht, damit diese im Laden landen
Seit 2021 setzt der ZBV auf Farmfluencer. Rund 25 von ihnen sind in unregelmässigen Abständen für den Verband im Einsatz. «Es geht primär darum, bei der Bevölkerung ein Verständnis dafür zu fördern, woher Lebensmittel kommen und was es braucht, damit diese im Laden landen», sagt Micha Haab – Projektverantwortlicher Farmfluencer beim ZBV.
«Farmfluencerinnen und Farmfluencer sind Bäuerinnen und Bauern, die sich bei ihrer Arbeit filmen und uns die Videos zur Verfügung stellen», sagt Haab.
Die meisten standen vorher noch nie vor einer Kamera.
Teils hätten sich die Landwirtinnen und Landwirte selbst beim Verband gemeldet, teils frage der ZBV gezielt an. «Die meisten standen vorher noch nie vor einer Kamera. Wir gehen dann vorbei und schulen sie im Umgang mit der Kamera. Die Lernkurve ist sehr steil – und viele haben Freude an der abwechslungsreichen Arbeit.»
Aktuell mache gerade ein Bauer eine Serie zu Raps, sagt Haab. «Der Bauer zeigt in einem ersten Video, wie er Raps sät und wie dieser zu blühen beginnt.» Ein weiteres Video werde dann in einer Manufaktur gedreht, wo es um die Öl-Produktion gehe. In der gesamten Serie soll der Weg von den Rapssamen bis zum Öl aufgezeigt werden.
Auch Politik spielt eine Rolle
Allerdings verbreiten die Farmfluencerinnen und Farmfluencer nicht nur Videos über ihren Arbeitsalltag. Immer wieder äussern sie sich auch politisch. So hat der Bauer Jörg Büchi die Massentierhaltungsinitiative kritisiert. Auch er ist für den ZBV im Einsatz.
Politische Botschaften seien nicht das primäre Ziel, sagt Micha Haab vom ZBV. Für politische Kampagnen habe man beim Verband andere Kanäle. «Allerdings kann es vorkommen, dass man in einer Serie über ein aktuelles politisches Thema spricht. Wenn es dann gerade passt, kann sich ein Farmfluencer dazu äussern.»
100 Franken pro Video
Reich werden die Farmfluencerinnen und Farmfluencer mit ihrer Arbeit nicht. Beim ZBV kriegen sie pro Video, das auf einem Kanal veröffentlicht wird, 100 Franken. «Wir rechnen ungefähr mit einer Stunde Arbeit, die die Farmfluencerinnen haben», meint Haab. «Sie filmen sich und wir schneiden das Video dann und veröffentlichen es.» Allerdings gibt es auch Farmfluencer, die unabhängig vom ZBV Werbung für gewisse Produkte machen. Da kann das Gehalt deutlich höher ausfallen.
Der Zürcher Bauernverband ist nicht der einzige Verband, der auf Farmfluencer setzt. Mittlerweile hat der ZBV eine Kooperation mit dem Bündner Bauernverband. Dort gibt es nun auch den ersten Berg-Farmfluencer. Cyril Steiger erzählt in seinen Videos über die Herstellung von Ziegenkäse. Sein Hof betreibt er zusammen mit seiner Frau in der Surselva.