Beat Jans ist frisch gewählter Bundesrat. Doch noch muss er sich gedulden. Obwohl Jans schon ab dem ersten Tag Bundesratsmitglied ist, übernimmt er sein Departement erst im Januar. Dennoch stehen nun einige Termine an. Unter anderem wird Beat Jans sein Personal kennenlernen, bekommt den Schlüssel für sein Büro – und sein Zuhause wird einem Sicherheitscheck unterzogen, erzählt Moritz Leuenberger.
Als Alt Bundesrat weiss er, was Jans jetzt erwartet. Leuenberger war von 1995 bis 2010 im Bundesrat. «Ich wurde beispielsweise gefragt, wen sie kontaktieren sollen, falls es ein Attentat auf mich geben sollte», sagt er. Dazu habe er seine Blutgruppe angeben müssen, falls ihm etwas zustossen sollte.
Wenn dem Vegetarier Fleisch aufgetischt wird
Auch seine Essgewohnheiten wurden zum Thema. Seine Sekretärin habe ihn am ersten Tag nach seinen Vorlieben gefragt, da ein Bundesrat oft zum Essen eingeladen werde. Leuenberger war damals Vegetarier, also antwortete er, «einfach kein Fleisch». Aber so einfach war das nicht: «Meine Sekretärin sagte mir damals, dass das nicht gehe, Fleisch müsse sein. Dann habe ich gewusst, was sich hier gehört.»
Als Bundesrat lernt man, nein zu sagen.
Direkt nach der Wahl werden die frisch gewählten Bundesrätinnen und Bundesräte mit Glückwünschen überhäuft. «Damals kamen alle vom National- und Ständerat und versicherten mir, mich gewählt zu haben. Wenn man die Zahlen anschaut, merkt man aber, dass das gar nicht sein kann», sagt Leuenberger und lacht. Trotzdem habe er sich über die vielen Gratulationen, Briefe und den Jubel gefreut.
Als frisch gebackener Bundesrat könne man jedoch gar nicht an allen Terminen dabei sein. «Sobald man gewählt ist, wollen viele Lobbyisten Dinge mit einem besprechen. Spätestens dann lernt man, Nein zu sagen», sagt Leuenberger. Sonst würde man von morgen früh bis Abend spät in Sitzungen stecken.
Plötzlich unter grossem Druck
Das Leben verändere sich massiv, sobald man Bundesrat sei. «Man steht plötzlich unter Beobachtung und grossem Erwartungsdruck, dabei weiss man noch selbst gar nicht so genau, was auf einen zukommt», sagt Leuenberger.
So selbstsicher sei nicht jede und jeder, dass man mit dem Druck direkt so locker umgehen könne: «Man ist ein wenig hin- und hergerissen.»
Als ich erfahren habe, dass ich gewählt wurde, bin ich erstarrt.
Das habe man ihm auch während der Wahl angesehen, sagt Moritz Leuenberger. Als das Resultat verkündet wurde, sprang er nicht vor Freude in die Luft, sondern erstarrte. Etwas, was ihm bis heute vorgehalten werde. «Es war der Moment, in dem ich realisiert habe, was für eine grosse Verantwortung nun auf mich zukommt und ich mich schon auch gefragt habe, ob ich das schaffe.»