Inmitten der Coronakrise denkt fast niemand mehr an sie. Doch in überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln leben schätzungsweise 40'000 Migranten und Migrantinnen in Zelten oder Containern, dicht gedrängt, unter katastrophalen Hygienebedingungen und mit fehlender medizinischer Versorgung.
Rund 200 Menschen müssen sich eine Dusche und Toilette teilen, ein Wasserhahn kommt auf 1000 Personen. Hygienemassnahmen und Social Distancing sind unter den Gegebenheiten fast unmöglich einzuhalten und in den Spitälern der Inseln gibt es nur wenige Intensivbetten. Das heisst: Bei einem grossflächigen Corona-Ausbruch droht eine Katastrophe mit vielen Toten.
«Schweiz trägt Mitverantwortung»
Mehr als 100 humanitäre Organisationen fordern deshalb mit Online-Petitionen und Appellen vom Bundesrat und dem Parlament, Flüchtlinge in die Schweiz zu holen. Vor allem unbegleitete Minderjährige.
Die Schweiz trage als Dublin-Staat Mitverantwortung für die humanitäre Katastrophe und habe als eines der reichsten Länder die nötigen Kapazitäten und Mittel, um zu helfen, so die Forderung. Trotz aktueller Krise den Verletzlichsten zu helfen, entspreche der humanitären Tradition der Schweiz, so die Botschaft der Hilfsorganisationen - darunter Amnesty International Schweiz. Die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz befinde sich zudem auf einem historischen Tief.
Bürgerliche fordern Koordination mit der EU
Kritiker aus dem bürgerlichen Lager wenden ein, die Schweiz könne nicht ohne Koordination mit der EU vorpreschen und beispielsweise 5000 Menschen aufnehmen. Es brauche eine einheitliche, europäische Lösung. Zudem sei es besser, vor Ort zu helfen, anstatt die Flüchtlinge in die Schweiz zu holen.
Am Donnerstag, 23. April 2020, diskutierten wir in der Sendung «Forum» über die Schweiz und ihre Rolle in der Flüchtlings-Thematik inmitten der Coronavirus-Pandemie. Im Vorfeld wurde bereits Online über die Frage der Bedrohung der Flüchlinge diskutiert.