Monique Bär ist die Urenkelin des Bankengründers Julius Bär und weiss von klein auf, was es heisst vermögend zu sein. Zuhause war es selbstverständlich, dass man andere unterstützt. Das Haus war offen für viele Kunstschaffende. Ihr Vater Hans Bär förderte als klassischer Mäzen diverse Einrichtungen, zum Beispiel als Präsident der Zürcher Tonhalle.
Geld bedeutet Macht
Doch wie geht man mit dem Reichtum und der Macht, die das Geld mit sich bringt, um? In jungen Jahren empfand Monique Bär ihr Erbe vor allem als Last. Man ist exponiert und häufig mit Vorurteilen konfrontiert.
Wer ist gemeint? Ich als Person oder das Geld hinter meinem Namen? Diese Frage stellte ich mir als junge Frau häufig.
Ihr erster Berufswunsch war die Entwicklungshilfe. Dies auch, weil sie diese weit weg von ihrem Namen und ihrem Geld hätte bringen können. Doch immer mehr zog es sie ins Unternehmerische.
Sie wurde Organisationsentwicklerin. Sie arbeitete als Supervisorin, als Coach und sie lernte auch persönlich dazu. Rückblickend meint sie: «Mit den Jahren lernt man eine Standhaftigkeit zu entwickeln, um nicht ins Wackeln zu kommen, wenn man wieder einmal Projektionsfläche ist.»
Der Entschluss zu Geben
Ob jemandem ein Hunderternötli in die Hand gedrückt, unentgeltlich Nachhilfeunterricht gegeben oder eine Ausbildung bezahlt, gegeben habe sie schon immer. Ihr erstes Grossprojekt kam aber übers Radio zu ihr.
Der Zirkus Robinson war mein erstes Grossprojekt und ist bis heute mein Sternchenprojekt.
Sie hörte, dass der Kinderzirkus Robinson nach 25 Jahren die Tore schliessen muss. Kurzerhand nahm sie das Telefon in die Hand und sagte: «Das geht nicht. Ich helfe euch». Daraus wurde eine 10-jährige Unterstützung.
Das Coming-out
Mit 50 bindet Monique Bär die Wanderschuhe und läuft den Jura Höhenweg. Mit den Kilometern wächst die Idee einer eigenen Stiftung, der Wunsch ihr Geld strategischer und nachhaltiger einzusetzen.
Kurz darauf gründet sie ihre Stiftung, mit welcher sie diverse Projekte rund um die Integration von Menschen in die Gesellschaft unterstützt – vor allem durch Bildung und Arbeit. Ihre Stiftungsgründung bezeichnet sie als Coming-out.
Meine Stiftungsgründung war wie ein Coming-out. Öffentlich zu meinem Namen und Geld zu stehen brauchte viel Mut.
Plötzlich wüssten alle, dass du reich bist und was du unterstützen willst, so Bär. Man ernte Dank, aber auch Anfeindungen und viele Anfragen nach Geld.
Erst jetzt wagt sich Bär öffentlich mit ihrem Namen und ihrem Geld hinzustehen. Anzuerkennen, dass ihr Erbe ein Geschenk sei, für welches sie Verantwortung übernehmen wolle, habe Zeit gebraucht.
Monique Bär ist nun seit 15 Jahren im Stiftungswesen tätig und schätzt den Austausch mit anderen sinnorientierten Menschen. Es sei wundervoll, andere zu unterstützen, zum Beispiel ein junges Sozialunternehmen ins Leben zu begleiten.
Ein weiterer Pluspunkt für sie sei, dass private Geldgeber Innovation ankurbeln und Risiken eingehen, die der Staat nicht eingehen kann. Doch müsse man darauf achten, seine Grenzen nicht zu überschreiten.
Dazu gehöre auch, den Geldnehmern nicht zu viel reinzureden und sich jedesmal zu fragen: «Was braucht die Person oder die Institution nun wirklich?» Denn Geld richtig zu verteilen ist nicht einfach.
Schlussendlich brauche es vor allem Freude und Vertrauen, meint Bär. Vertrauen, dass auch andere etwas Gutes mit dem Geld anzustellen wissen. «Ich bin kinderlos», sagt sie: «Auch ich kann nur drei Mal am Tag essen. Was ist mit dem Rest?» Es brauche eine Portion Vernunft und die Erkenntnis, dass man sein Vermögen nicht ins Grab mitnehmen kann.