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Flexibel und selbstbestimmt: Die «neuen Freiwilligen» sind da
Aus Doppelpunkt vom 26.02.2019. Bild: SRF / Anna Wepfer
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Freiwilligen-Arbeit «Die Jungen interessieren sich nicht nur für ihr Smartphone»

Die Freiwilligen-Arbeit werde sich künftig verändern, sagt Soziologin Cornelia Hürzeler. Und zwar auch zum Besseren.

Immer weniger Menschen sind bereit, sich langfristig freiwillig zu engagieren. Das sei nicht nur schlecht, sagt Soziologin Cornelia Hürzeler, die selbst in ihrer Freizeit auf einer Internetplattform Pinguine zählt.

Cornelia Hürzeler

Projektleitung Zivilgesellschaft / Demografie / Quartierentwicklung beim Migros-Kulturprozent,

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Cornelia Hürzeler ist privat freiwillig engagiert unter anderem beim Verein «Stadtwildtiere Zürich» und bei der internationalen Forschungsplattform www.zooniverse.org

Frau Hürzeler, Sie suchen auf der Online-Forschungsplattform «Zooniverse» stundenlang Fotos aus der Antarktis nach Pinguinen ab. Warum tun sie das?

Zum einen mag ich Pinguine sehr, zum anderen ist es eine Art Ostereiersuche – man weiss nie, was man auf dem nächsten Bild findet. Ich komme dabei in einen Flow, vergesse Anderes um mich herum. Und: es ist spannend, etwas zu einem internationalen Forschungsprojekts beizutragen, das mir fremde Welten erschliesst.

Zukunft haben Projekte, wo man sich genau dann engagieren kann, wenn man Zeit und Lust hat.
Autor: Cornelia Hürzeler Projektleiterin Soziales, Migros-Kulturprozent

Sie sind auch in Vereinen engagiert, machen also auch «klassische» Freiwilligen-Arbeit. Was ist der Vorteil an «Zooniverse»?

Ich kann mich dann engagieren, wenn ich Lust und Zeit habe. Ich bin nicht unter Zeitdruck und wenn ich keine Lust mehr habe, kann ich auch wieder aufhören ohne deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich glaube, dass gerade in der Freiwilligen-Arbeit solche Projekte Zukunft haben.

Warum?

Die grossen gesellschaftlichen Trends – Individualisierung, Flexibilisierung, Mobilität – machen auch vor der Freiwilligen-Arbeit nicht Halt. Zudem nimmt die Belastung des einzelnen tendenziell zu. Wir suchen also nach Aufgaben, die wir so erledigen können, wie es in unser Leben passt. Je nach Lebensabschnitt kann das klassische Vereinsarbeit sein, es gibt aber auch Phasen, in denen «nur» ein Engagement Freundeskreis drinliegt oder auch mal gar keine Freiwilligen-Arbeit. Auch das ist völlig legitim.

Gemäss Freiwilligen-Monitor sinkt das Engagement in Vereinen und Organisationen. Wird das so weitergehen?

Engagements, wo man sich für lange Zeit verpflichten muss, dürften es schwerer haben in Zukunft. Allerdings glaube ich, dass das zivilgesellschaftliche Engagement insgesamt wachsen kann und die Formen der Freiwilligen-Arbeit vielfältiger werden. Mir schwebt zum Beispiel eine Plattform vor, wo Kleinst-Aufgaben vermittelt werden. Wo ich spontan nachschauen kann: Wer braucht heute Abend noch Hilfe? Ich nenne das Mikro-Engagement – selbstorganisiert, ausserhalb von fixen Strukturen. In diesem Bereich sehe ich grosses Potential.

Es ist doch völlig in Ordnung, wenn jemand mit 20 Jahren noch nicht in einem Vereinsvorstand sitzen will.
Autor: Cornelia Hürzeler Leiterin Soziales, Migros-Kulturprozent

Für viele Organisationen ist es aber ein Problem, wenn das langfristige Engagement wegbröckelt.

Natürlich gibt es Aufgaben, die ein langfristiges Engagement verlangen. Aber es gibt auch in traditionsreichen Vereinen viele Aufgaben, die man flexibler gestalten könnte. Hier braucht es ein Umdenken. Dazu kommt: Die modernen Freiwilligen sind oft nicht mehr bereit, einfach Aufgaben auszuführen, die man ihnen aufträgt. Sie wollen mitreden, mitgestalten. Auch hier müssen sich Einsatzorganisationen bewegen. Viele machen das übrigens auch, denn es ist auch eine Chance, mehr und neue Freiwillige zu erreichen.

Und die Jungen? Wie holt man die in die Freiwilligen-Arbeit?

Es ist doch völlig in Ordnung, wenn jemand mit 20 Jahren noch nicht in einem Vereinsvorstand sitzen will. Dann muss man die Jungen eben projektweise einbinden. Es stimmt nicht, dass die Jungen sich nur noch führ ihr Smartphone interessieren. Ich kenne so viele spannende Projekte von Jugendlichen, die etwas bewegen wollen. Auch hier gilt: Man muss den Jungen Verantwortung übertragen und sie auf ihre Weise wirken lassen.

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