Zum achten Mal wurde am 1. März 2019 ein «Held» bzw. eine «Heldin des Alltags» gekürt – stellvertretend für die über 2.5 Millionen Menschen, die in der Schweiz Freiwilligen-Arbeit leisten. Das sind die fünf Finalisten und Finalistinnen.
Jennifer Perez organisiert Kleidertauschbörsen
«Kleider, die noch brauchbar wären, sollen nicht einfach weggeschmissen werden», sagt die Baselbieterin Jennifer Perez (29). 2011 hat sie als Abschlussarbeit ihres Studiums in soziokultureller Animation den «Walk-in closet» initiiert, eine Kleidertauschbörse. «Wir wollten das verstaubte Flohmi-Image von Kleiderbörsen aufpeppen», erklärt sie. Eigentlich für Junge gedacht, heute ein Generationenprojekt: «An die Tauschbörsen kommen Leute jeden Alters», erzählt sie.
Johny Padua macht Kinder zu kleinen «Einsteins»
Auf 400 Quadratmetern erleben Kinder und Jugendliche von 9 bis 19 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes spielend Technik und Naturwissenschaften. Sie dürfen mit Holz, Metall oder Elektrogeräten tüfteln. Dabei werden sie von ehrenamtlichen Labor-Coaches, zumeist Pensionierte, begleitet. «Unser Kerngeschäft ist das freie Tüfteln», sagt der Zuger Johny Padua (51). Einzige Einschränkung: Die Sicherheit der Kinder muss jederzeit gewährleistet sein. Mitmachen kann jeder und jede. Das «Tüftellabor Einstein» ist gratis.
Christiane von May gründete einen ambulanten Kinderhospizdienst
Christiane von May (62) lebte in den 1990er-Jahren in Berlin. Dort begleitete sie ihre krebskranke Pflegetochter Andrea in den Tod. Dabei fiel ihr auf, dass es weder in Deutschland noch in der Schweiz Betreuungsangebote für todkranke Kinder gibt. «Therapie- und Pflegeangebote gibt es genügend. Was fehlt, ist die Alltagsbegleitung», sagt sie. Zurück in der Schweiz gründete die Bernerin die Stiftung «Pro Pallium», die Familien von schwerkranken Kindern begleitet. Sie bildet Freiwillige aus, die sich um die kranken Kinder, deren Geschwister oder die Eltern kümmern.
Jakob Knöpfel restauriert Loks der Furka Dampfbahn
Der ehemalige Bauschlosser aus dem Kanton St. Gallen engagiert sich seit rund 30 Jahren für die Furka Dampfbahn. Jakob Knöpfel (72) war unter anderem Projektleiter der Revision der «HG 4/4 704», einer alten Dampflok, die in den 1990er-Jahren aus Vietnam zurück in die Schweiz geholt wurde. Nach 12 Jahren Restaurationszeit ging sie 2018 wieder in Betrieb. Die Kosten von 1,8 Millionen Franken kamen dank Sponsoren, Firmen und Mitgliedern zusammen. Insgesamt wurden 48'000 Freiwilligen-Stunden geleistet.
Sarah Weibel öffnet den Kühlschrank für alle
Im Schweizer Detailhandel wandern jährlich fast 100'000 Tonnen Lebensmittel vom Regal in die Tonne. Dagegen will die Winterthurerin Sarah Weibel (32) etwas unternehmen. Vor fünf Jahren kam sie auf die Idee eines offenen Kühlschranks. Gemeinsam mit vielen Helfern und Helferinnen holt sie täglich bei Detailhändlern oder Produzenten Lebensmittel ab, die sonst im Abfall gelandet wären. Diese kommen in den Kühlschrank der «RestEssBar». Wer will, kann sich daraus gratis bedienen. Inzwischen gibt es 13 vergleichbare Projekte in der ganzen Deutschschweiz, vier weitere sind in Planung.