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Frühe Grippesaison Die Schweiz kränkelt – habe ich Covid oder Grippe?

Verstopfte Nase, Halsweh, Fieber – derzeit scheint es jede und jeden zu erwischen. Doch was steckt dahinter? Grippe oder doch Corona? Und lohnt sich eine Grippeimpfung noch? Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel ordnet ein.

Katrin Zöfel

Wissenschaftsredaktorin

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Katrin Zöfel ist Wissenschaftsjournalistin bei SRF. Sie ist Biologin und spürt gerne den Fragen nach, die der wissenschaftliche Fortschritt unserer Gesellschaft stellt.

Zwischen Grippe und Corona: An was leide ich?

Corona oder Grippe? Wer derzeit erkältet ist, kann das selbst kaum unterscheiden – die Symptome ähneln sich, und beide Viren zirkulieren gleichzeitig. Corona hat bereits im Oktober wieder angezogen, während die Grippewelle erst langsam Fahrt aufnimmt. Wie behalten da die Gesundheitsbehörden den Überblick?

Bild einer kranken Person im Bett. Davor Teetasse und Medikamente.
Legende: Viele Menschen bleiben zurzeit zuhause – oft ist unklar, ob Covid oder Grippe die Ursache ist. Keystone

Die Informationen stammen aus zwei Quellen. Das Sentinel-Netzwerk, das seit Mitte der 1980er-Jahre besteht. Über die Schweiz verteilt testen ausgewählte Arztpraxen stichprobenartig auf Corona, Grippe und weitere Atemwegsviren. Obwohl dieses System nicht flächendeckend ist, liefert es ein gutes Bild darüber, welche Erreger gerade wie stark zirkulieren.

Ergänzt wird dieses Bild aus einer völlig anderen Richtung: der Abwasseranalyse. Diese entstand aus wissenschaftlichen Initiativen während der Pandemie und hat sich als überraschend verlässliche Informationsquelle erwiesen. Unabhängig davon, wie viele Menschen sich testen lassen, zeigt sie früh, wenn ein Virus sich verbreitet und wie stark.

Zusammen ermöglichen beide Systeme einen zuverlässigen Blick darauf, was im Herbst und Winter wirklich unterwegs ist und wie sich die Situation entwickelt.

Bild einer Apotheke.
Legende: Husten, Schnupfen, Fieber – die Apotheke wird zur Anlaufstelle der Saison. Keystone

Ist die Grippewelle im Anmarsch?

Die Grippesaison in der Schweiz startet früher als erwartet. Noch sind die Fallzahlen tief, doch immer mehr Menschen kämpfen mit Husten, Halsweh, Gliederschmerzen und teils hohem Fieber. Zwar sollte die diesjährige Impfung gut schützen – doch die zirkulierenden Viren haben inzwischen mutiert.

Verändern die mutierten Stämme die Lage?

Die WHO entscheidet jeweils Anfang Jahr, welche Grippestämme in den Impfstoff für den kommenden Winter aufgenommen werden. Inzwischen zeichnet sich jedoch ab, dass im Juni ein neuer, deutlich mutierter Stamm aufgetaucht ist, der nun an Bedeutung gewinnt. Dadurch könnte die Passgenauigkeit der aktuellen Impfung geringer ausfallen.

Weltweit zirkulieren immer mehrere Grippestämme gleichzeitig, deshalb enthält der saisonale Impfstoff grundsätzlich vier Varianten. Dennoch bleibt die Grippe schwer vorhersehbar. Eine verlässliche Einschätzung, wie gut die Impfung in diesem Winter wirkt, ist erst im Nachhinein nach Abschluss der Saison möglich.

Soll man sich noch impfen?

Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist individuell - der Nutzen der Grippeimpfung ist aber deutlich. Selbst wenn der Impfstoff nicht perfekt zu den zirkulierenden Stämmen passt, schützt er: Unser Körper bildet nicht nur Antikörper, sondern aktiviert auch T-Zellen, deren Immunität breiter wirkt und teilweise sogar Stämme abdeckt, die nicht exakt im diesjährigen Impfstoff enthalten sind. Unser Immunsystem ist also flexibel und kann auch bei Mutationen noch Schutz bieten.

Bild einer Impfnadel, die in Oberarm gestochen wird.
Legende: Wer sich gegen die Grippe impfen lassen will, sollte nicht mehr lange zuwarten. Keystone

Einige Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass wenn die Grippesaison früh beginnt, die Welle stärker ausfallen kann. Ein früher Start kann zudem bedeuten, dass der Höhepunkt der Grippewelle bereits im Dezember erreicht wird, und nicht wie gewohnt erst im Januar. Wer sich impfen lassen möchte, sollte daher nicht zu lange warten.

Radio SRF 1 «Rendez vous», 27.11.2025, 12.30 Uhr ; 

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