Ab diesem Schuljahr gilt an allen Schulen im Kanton Aargau ein Handyverbot bis zur Oberstufe. Die kantonale Regierung hat die Regel vor den Sommerferien erlassen, weil sich bisherige Empfehlungen zu wenig durchgesetzt hatten.
Colette Basler, Präsidentin von «Bildung Aargau» und oberste Vertreterin der Lehrpersonen im Kanton, erklärt, warum sie das Verbot unterstützt und wo sie Grenzen sieht.
SRF: Was ist für Sie der wichtigste Punkt an einem solchen Handyverbot?
Colette Basler: Mit dem Lehrplan 21 hat die Schule ein Instrument, um gewisse Regelungen festzulegen. Wenn aber zu wenig Ressourcen im System vorhanden sind, ist man froh um klare Massnahmen.
Entscheidend ist, dass Kinder und Jugendliche die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gute Lernumgebung haben.
Sie sind für viele Lehrpersonen entlastend und einfacher umzusetzen. Entscheidend ist, dass Kinder und Jugendliche die bestmöglichen Voraussetzungen für eine gute Lernumgebung haben.
Wie sieht die neue Regelung genau aus?
Das ist von Schule zu Schule unterschiedlich und hängt von der jeweiligen Schulkultur ab. Manche Schulen hatten schon vorher ein Verbot, andere mussten es nun neu umsetzen. Wichtig ist, dass innerhalb einer Schule alle die Regelung gleich handhaben. Eine Möglichkeit ist, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Handy am Morgen abgeben und es nach Unterrichtsschluss wieder abholen.
Wie reagieren die Eltern?
Sehr unterschiedlich. Ein grosser Teil ist froh über eine klare Regelung. Es gibt aber auch Eltern, die ihre Kinder jederzeit erreichen wollen.
Ist es nicht primär Aufgabe der Eltern, den Umgang mit dem Handy zu lehren – und ihre Kinder allenfalls ohne Handy in die Schule zu schicken?
Selbstverständlich. Aber wir erleben mit der Digitalisierung und neuen Technologien wie KI ein exponentielles Veränderungstempo. Das können wir nur als Gesellschaft gemeinsam angehen: Es braucht die Eltern, die ihre Kinder zuhause aufklären, und die Schule, die den Umgang thematisiert. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiss – manchmal gibt es gute Gründe, erreichbar zu sein.
Dürfen Handys im Unterricht trotzdem eingesetzt werden?
Ja. Es braucht Flexibilität bei der Umsetzung, und sie muss zur Schulkultur passen. Für gewisse Unterrichtszwecke können die Geräte eingesetzt werden.
Man hört manchmal Aussagen wie: «Das Verbot ist das Allerletzte. Man sollte den Umgang mit dem Handy schulen, statt es zu verbieten.» Was sagen Sie dazu?
Solche Verbote können kurzfristig helfen, sind aber langfristig keine Lösung. Schülerinnen und Schüler müssen lernen, verantwortungsvoll mit dem Handy umzugehen – es bildet ihre reale Lebenswelt ab, hilft bei der Informationsbeschaffung und fördert neue Lernformen. Die Entwicklung lässt sich nicht durch ein Verbot stoppen.
Das Gespräch führte Sandra Schiess.