Hass verbreitet sich im Netz schnell
Social Media, auch «soziale Medien» genannt, können alles andere als sozial sein. Hier können Diskussionen entgleiten. Hier fallen Beschimpfungen und Unterstellungen. Hier sagt man schnell mal Dinge, die man sich von Angesicht zu Angesicht kaum an den Kopf werfen würde. Sehr emotionale Kommentare – Wut und Hass gehören dazu – werden oft gelikt und kommentiert. So werden sie dank des Algorithmus' von Plattformen wie Facebook oder Twitter von noch mehr Personen gesehen, gelikt und kommentiert. Hass verbreitet sich schnell im Netz.
Was ist Meinungsfreiheit, was nur noch Hass?
Medienanwalt Martin Steiger beschäftigt sich in seinem beruflichen Alltag oft mit Fragen rund um die Grenzen der Meinungsfreiheit. Er sagt: «Dem Menschenrecht der Meinungsäusserungsfreiheit werden jene Grenzen gesetzt, die wir gesellschaftlich aushandeln, politisch verankern und vor Gericht im Einzelfall anwenden.» Und fügt an: «Es gibt kein Menschenrecht auf Menschenrechtsverletzung.»
Demokratie kann in Schieflage geraten
Jolanda Spiess-Hegglin gründete vor drei Jahren den gemeinnützigen Verein NetzCourage, der «Anstand zurück ins Netz bringen» will. Mittels persönlicher Gespräche, aber auch Anzeigen gegen Rüpelkommentare. Oft erfolgreich. «Ganz wichtig wäre, dass wir Internethass als Gewaltakt anerkennen», sagt sie. Nur dann könne man das Thema angemessen aufarbeiten.
Muss der Staat eingreifen?
Probiere man übers Netz Menschen mundtot zu machen, gerate die Demokratie in Schieflage, sagt NetzCourage-Gründerin Spiess-Hegglin weiter. «Deshalb sollte sich eigentlich auch der Staat um diese Fragestellungen kümmern.» Nein, findet Medienanwalt Martin Steiger, es brauche keine neuen Gesetze. Aber die bestehenden rechtlichen Mittel müssten besser ausgeschöpft werden.
- Jolanda Spiess-Hegglin, Geschäftsführerin NetzCourage
- Martin Steiger, Anwalt für Recht im digitalen Raum
- Patrick Jean, Stadtpolizei Zürich, erster Online Community Polizist der Schweiz.
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